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Wie werde ich TanzlehrerIn in Österreich?

Wie werde ich TanzlehrerIn in Österreich?

Auf vielfachem Wunsch findest du anbei einen Artikel über die Berufsausbildung „Tanzlehrer“ in Österreich sowie ein Berufsprofil. das Profil aus tanztechnischer aber auch gesellschaftspolitischer Sicht folgen zu einem späteren Zeitpunkt.

Durch die momentane Diskussion in den Medien inspiriert gestalten das Ende ein paar Gedanken über das Tanzlehrergesetz und den Beruf des Tanztrainers.

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass mit allen männlichen Berufsbezeichnungen und Benennungen natürlich auch die weibliche Form gemeint ist.

Wie  wird man Tanzlehrer in Österreich und was ist ein Tanzmeister?

Der Weg der Ausbildung zum Tanzlehrer ist meiner Meinung fast gleichzusetzen mit einer Lehre. Man lernt in einem Betrieb (Tanzschule) das Handwerk und hat begleitend einen externen Lehrgang (Tanzlehrerausbildung bzw. Berufsschule).

Etwas komplizierter wird das Ganze, weil es eben keine „anerkannte“ Lehre sondern staatlich bzw. in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer organisiert ist, und jedes Bundesland eigene gesetzliche Regelungen zur Ausübung des Berufes hat.

Seit jeher wird die Ausbildung in Wien (Wiener Tanzlehrerverband) organisiert. Dies hatte in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart vorrangig  praktische Gründe, denn eine umfangreiche Ausbildung kostet Geld und kann nur mit genügend TeilnehmerInnen finanziert werden. Durch die sehr kleine Berufsgruppe wäre eine Ausbildung in jedem Bundesland einfach nicht möglich.

Die Ausbildung in Wien dauert 3 Jahre und umfasst den Ballroombereich, die alternativen Tänze sowie die Tanzgeschichte, die Eröffnung und Gestaltung von Bällen, Ballett, Modetänze, alte Tänze, Pädagogik, Rhetorik und die arbeitsrechtlichen sowie gewerberechtlichen Bestimmungen für die Ausübung dieses Berufs.

Jedes Jahr wird eine Prüfung abgelegt, die dir bei positiver Absolvierung erlaubt, in das nächste Jahr aufzusteigen.

Am Ende der 3-jährigen Ausbildung gibt es eine Abschlussprüfung (für mich damals fast umfangreicher als eine Matura), die dir offiziell erlaubt, den Berufstitel „Tanzlehrer“ zu tragen. (gleichzusetzen mit Geselle in der Lehre)

Diese 3-jährige Ausbildung ermöglicht dir, in einer Tanzschule als Tanzlehrer tätig zu sein, Kurse zu leiten und die Ausbildung zum Tanzmeister zu absolvieren.

An diesem Punkt kommen nun die verschiedenen Bundesländer ins Spiel. Die Tanzmeisterausbildung ist gleichzusetzen mit dem Meister in der Lehre und wird auch in Wien organisiert.

Einige Bundesländer erkennen den Titel „Tanzmeister“ an und erlauben dir mit diesem eine Tanzschule zu eröffnen. Andere wiederum fordern eine Unternehmerprüfung ein, die in der Wirtschaftskammer des Landes angeboten wird.

Somit erwirbst du mit einem dieser zwei Lehrgänge das Wissen, wie man ein Unternehmen führt, welche baurechtlichen, gewerberechtlichen, arbeitsrechtlichen und steuerrechtlichen Pflichten als Unternehmer erfüllt werden müssen.

Was musst du tun, wenn du Tanzlehrer werden möchtest?

STEP 1

Wie schon erwähnt braucht man einen Ausbildungsbetrieb (=Tanzschule), der einem ermöglicht, die Tanzlehrerausbildung zu absolvieren.

Viele kritisieren das und fragen nach dem WARUM?

Die Ausbildung ist berufsbegleitend und findet ein Mal bzw. zwei Mal im Monat statt. Sie beinhaltet die Theorie und die Tanzpraxis – jedoch spiegelt sie keine reguläre Unterrichtspraxis sowie einen regulären Tanzschulbetrieb wieder.

Um dieses zu vermitteln ist eben der Ausbildungsbetrieb notwendig.

Um die Ausbildung beginnen zu können, musst du ein Grundwissen erworben haben bzw. die Tanzleistungsabzeichen bis Gold Star absolviert haben. Den meisten Tanzschulen ist es somit wichtig, dass du zumindest zwei Jahre in der jeweiligen Tanzschule selbst getanzt hast, um die Chance auf einen Ausbildungsplatz zu bekommen.

Warum ist es wichtig, seine Ausbildungstanzschule bereits als Schüler zu kennen?

Damit du das Berufsbild des Tanzlehrers aus der Sicht des „Schülers“ aber auch die Tanzphilosophie des Unternehmens kennen gelernt hast, und somit beide eine Ahnung davon haben, ob sie wirklich über eine längere Zeit auch arbeitstechnisch miteinander auskommen.

STEP 2

Der Tanzassistent – Warum?

Nach dem Erwerb der Grundkenntnisse und mit dem Interesse als Beruf Tanzlehrer zu werden,  wird man meist zuerst Tanzassistent.  Warum?

Es ist wichtig, das Berufsprofil des Tanzlehrers in der Praxis vor einer tatsächlichen Berufsentscheidung kennen zu lernen.

Denn dieser Beruf ist kein „9 to 5“ Job. Er fordert in vielen verschiedenen Bereich , die nur dann sichtbar werden, wenn man dem Tanz nicht mehr nur als Hobby nachgeht.

Die Arbeitszeiten sind fast nur abends und am Wochenende und bringen somit Herausforderungen in beziehungstechnischem Sinne. Das soziale Leben läuft oft gegensätzlich zu Familie, Freunden und dem eigenen Partner.  Als Tanzlehrer „muss“ man maßgeblich die Energie in einer größeren Gruppe steuern – das fordert, selbst gut mit seiner Energie umgehen zu können. Des Weiteren ist es stimmlich sowie körperlich anstrengend.

Menschen möchten die Freude und den Spaß am Tanzen entdecken und gestalten damit ihre Freizeit. Sie sind nicht an den Launen ihres Lehrers und dessen Probleme interessiert.  Das bedingt, dass das Unterrichten dem Tanzlehrer unabhängig von seinen eigenen Lebensereignissen Freude bereitet und Energie bringt, denn ansonsten ist es ein sehr mühsamer Beruf.

Es ist wichtig, sein ganz individuelles „Warum?“ zu finden. Warum möchte ich unterrichten, warum ist es mir wichtig, den Tanz auch anderen Menschen weiterzugeben? Warum möchte ich Tanzlehrer werden?

Als Tanzassistent hat man die Möglichkeit, diese Faktoren, Bedingungen und sein Warum zu testen und auszuprobieren, ohne sich langfristig zu verpflichten.

STEP 3

Wie lange es sinnvoll ist, zuerst als Tanzassistent in einer Tanzschule tätig zu sein, bevor man sich für die Ausbildung entscheidet, ist individuell verschieden.

Manche entscheiden, Tanzassistent zu bleiben.

Manche sehen, dass sie den Tanz zwar gerne als Hobby betreiben, beruflich dies aber nicht zu ihnen und ihrer Lebensplanung passt.

Durchschnittlich sind die meisten Azubis mindestens ein bis zwei Jahre als Tanzassistent tätig, bevor sie sich für den Beruf „Tanzlehrer“ entscheiden.

Ist die Entscheidung getroffen,  geht es ab zur AUFNAHMEPRÜFUNG nach Wien.

Diese  findet immer Ende Mai statt.

Die Ausbildung selbst startet wie mit einem Schuljahr Mitte September.

Ist eine TANZLEHRER AUSBILDUNG wirklich notwendig?

Aufgrund der momentanen medialen Debatte möchte ich auch zu diesem Thema ein paar Gedanken äußern.

Jeder Beruf steht und fällt mit einer guten Ausbildung. Dennoch ist die Ausbildung erst der Anfang, denn nach einer Ausbildung beginnt das „wirkliche“ Leben und man wird gefordert – sofern man Erfolg haben möchte – sich zu hinterfragen und ständig weiter zu entwickeln.

Wie du in meiner Beschreibung gesehen hast, ist der Weg zum Tanzlehrer durchaus ein langer und auch intensiver. Man kann von der Ausbildung halten, was man möchte, aber man wird gefordert, sich in dieser Zeit mit dem Tanz und sich selbst zu beschäftigen.

In jeder Ausbildung gibt es Verbesserungspotential und dennoch lernt man Vieles, mit dem man sich ohne diese Ausbildung nicht beschäftigen würde.

Auch als Kunde begrüße ich Berufe, von denen ich weiß, dass eine Ausbildung absolviert werden muss.

Auch wenn ein Friseurbesuch noch lang keinen Erfolg garantiert, so kann ich mir zumindest halbwegs sicher sein, dass mir danach nicht durch „falsche“ Färbemittel die Haare ausgehen.

Jede gesetzlichen Bestimmungen haben Vor- und Nachteile, deswegen möchte ich in diesem Rahmen nicht allzu viel über das Tanzlehrergesetz sagen – das würde eben den Rahmen sprengen.

Dennoch empfinde ich es als sehr wichtig, dass Dado und ich weiter daran arbeiten, die unterschiedlichen Sichtweisen von Tanz genauer zu deklarieren sowie auch die Menschen und Professionisten zu sensibilisieren.

Denn Tanz kann Menschen sehr viel Freude bringen aber auch zu Frust oder körperlichen Schäden führen.

Deswegen sehe ich es besonders wichtig, zwischen TURNIERTANZ als Hochleistungssport und SOCIAL DANCE zu unterscheiden.

Jeder für sich bringt andere Voraussetzungen, Ziele und Motivationen für sich und sollte differenziert betrachtet werden.

Deswegen sehe ich auch die Berufe TANZLEHRER und TANZTRAINER gänzlich unterschiedlich.

Was man durchaus verbessern könnte, wäre die Abgleichung der Ausbildungslehrgänge sowie die gegenseitige Anrechnung  – denn natürlich gibt es Überschneidungspunkte, die in beiden Ausbildungen vorkommen. Diese können, meiner Meinung nach, durchaus anerkannt werden, um allen Beteiligten den Prozess zu erleichtern.

Dadurch würden sich die mittlerweile verhärteten Fronten etwas mäßigen und das Ganze wäre viel konstruktiver und positiver.

Zu den körperlichen Schäden möchte ich noch hinzufügen, dass diese nicht unbedingt gesundheitlich gemeint sind.

Aus unserer langjährigen Erfahrung kann ich sagen, dass es nicht egal ist, welche Bewegungsmuster antrainiert werden. Vor allem die Bewegungsmuster am Beginn einer tänzerischen Bildung (Tanzkurs bzw. Turniertraining) entscheiden maßgeblich über die körperliche Konditionierung und Weiterentwicklung. Man kann diese anfänglichen Bewegungsmuster später sehr, sehr schwer verändern.

Da wir selbst bereits seit 12 Jahren in diversen Ausbildungen und auf Kongressen unterrichten, wissen wir, wie hart es ist, verhärtete Bewegungsmuster, die für den Tanz nicht sinnvoll sind, wieder umzutrainieren.

Deswegen ist es nicht egal, bei wem man das Tanzen erlernt!

Vor allem der Beginn ist wichtig, denn da hat man selbst noch sehr wenig Erfahrung und kann Qualität nicht selbst beurteilen – aber dazu mehr im Artikel nächste Woche, der davon handeln wird, wie wir dazu stehen, dass Menschen nach ein paar Tanzkursen zu unterrichten beginnen. 😉

Als Tanzlehrer und Tanzschule sehe ich unsere Verantwortung darin, die Menschen (Kunden)  mit qualitativ hochwertigem Wissen über die verschiedensten Tänze, der körperlichen Kommunikation und dem eigenen Körper auszustatten.

Wir möchten ihnen ganzheitliche Bewegungsmuster bieten, die jede weitere Entwicklung offen lassen und sie keiner anderen Tanztechnik verschließen. Die Ziele des Tanztrainers sind  meiner Meinung nach andere – aber dazu mehr in einem anderen Artikel.

Alles Liebe,

Conny