Der Begriff Freiheit ist speziell in der Corona-Zeit sehr populär geworden. Man hört überall die Unzufriedenheit und den Frust der Menschen, die sich in ihren Grundfreiheiten verletzt fühlen.
Ich persönlich kann damit absolut gar nichts anfangen und in diesem Artikel erkläre ich warum.
Ich bin ein Kriegskind
Genau! Ich habe den Krieg in Bosnien in voller Länge erlebt und glücklicherweise auch gut überstanden.
In meiner Stadt (Zenica) war es zwar nicht annähernd so dramatisch wie z.B. in Sarajevo, aber es war trotzdem nicht zu übersehen.
Das ist ein Grund, warum ich glaube, dass die Wahl, ob ich z.B. in einem Tanzklub oder doch in meinem Wohnzimmer tanzen “MUSS”, immer noch als eine ziemliche Luxusoption aussieht. Vor allem im Vergleich zu dem, was ich in meinen Teenager Jahren im Krieg erleben durfte.
Conny sagt mir vor Kurzem, wir wären knapp einem totalen Stromausfall für mehrere Tage entwischt. Ich habe mit meinen Schulter gezuckt und zu ihr gesagt: “Wir haben damals 1 ganzes Jahr lang praktisch ohne Strom leben müssen. Geht auch!”.
Und – by the way – das Klopapier war während der gesamten Zeit unsere geringste Sorge. 😉
Das wünsche ich natürlich niemandem und das macht mich deswegen auch nicht cool oder tough! Es prägt einen einfach. Nicht mehr nicht weniger und ich schau dadurch auf die Welt mit anderen Augen als die meisten anderen.
Die innere GRUNDfreiheit
So sehr ich die “Freiheiten” der westlichen Welt schätze und liebe, so glaube ich auch, dass die tatsächliche GRUNDfreiheit ganz woanders liegt als diese “Luxusfreiheiten” wie:
„Ich will zum Friseur!
„Ich will ins Kino!“
„Ich MUSS ans Meer!“
Das beste Beispiel dafür wäre Viktor Frankl, der berühmte österreichische Psychologe, der vier Konzentrationslager überlebt hat.
Er ist nämlich cool UND tough!
Und warum?
Unter anderem, weil er seine GRUNDfreiheit in seiner eigenen Wahl sieht, wie er auf die Umstände und Menschen um ihn herum reagieren will.
Wir können die Grundfreiheit als eine Art innere Freiheit und die “westliche-Welt-Freiheiten” eben als äußere, sehen.
Die innere Freiheit ist die essentielle!
Die innere Freiheit kann dir keiner wegnehmen, wenn du sie nicht hergeben willst.
In dieser schwierigen Zeit kann uns die Regierung diese essentielle Grundfreiheiten nicht wegnehmen und sie wollen es auch nicht, by the way… 😉
Alles andere ist, meiner Meinung nach nur eine Frage der Adaption an die neue Situation… Aber klar… Das muss man auch wollen…
Gleichzeitig verstehe und sehe ich, wie schwierig es für viele ist, und möchte diese Anstrengung und Kampf nicht unbedeutend und klein machen. Absolut nicht! Homeschooling, Homeoffice, beengte Wohnverhältnisse, weniger Geld, keinen sozialen Ausgleich und, und, und stellen viele vor scheinbar unüberwindbare Hürden und bringen oft an den Rande der Nerven- und Kraftkapazität.
Dennoch möchte ich vielmehr auf die Power der Wahl hinweisen!
Denn adaptieren bedeutet auch, Vorstellungen aufzugeben, die man einmal gehabt hat, und mit neuen zu ersetzen, die in dem veränderten Kontext möglich sind und vielleicht auch Wohlgefühl und Freude bringen.
Wenn es Frankl in seinen Umständen konnte, können wir das sicher in der heutigen Zeit und an unserem Ort auch – zumindest können wir es versuchen und unser Bestes geben!
Wir haben so viele Optionen, vor allem wenn es um die Luxusfreiheiten geht. Aber wir geben sie nur so schwer und ungern her. Das ist das Problem…
Wir verwechseln oft Freiheit mit Bequemlichkeit, die wir nicht aufgeben wollen.
Dann suchen wir den Schuldigen.
Das ist definitiv eine Option…
Ich glaube aber, dass wir Menschen mit allen unseren Fähigkeiten und Kapazitäten das besser können! (siehe Frankl)
Freiheit im Social Dancing
Damit wir auch zum Tanzen in diesem Artikel kommen, schauen wir uns die Freiheit in diesem Kontext an.
Viele meinen, dass sie sich durch Technik und “Regeln” eingeschränkt fühlen. “Sie fühlen sich dadurch beim Tanzen nicht frei!”
Das Gefühl kann ich verstehen…
Ich glaube, das ist einfach eine Geschichte, die wir uns erzählen. Denn es ist gerade soooo anstrengend, die Technik und Regeln zu akzeptieren/lernen/beherrschen. Deswegen redet sich die bequemliche Seite von uns auf “das Gefühl” von Freiheit aus.
Das ist eben eine Option…
Ooooooder…
…Du lernst die Technik und die Regeln, um frei mit ihnen und mit deinem Partner und mit der Musik spielen zu können. Weil du sie verstanden hast und gelernt hast, kannst du die Technik und die Regeln zu deinem Vorteil nutzen.
Ein Fotograf lernt die Technik der Kamera und dann die Technik der Belichtung und dann die “Regeln” der Komposition und dann… Magie!
Danach entsteht seine oder ihre künstlerische Interpretation dieser Techniken und Regeln.
Die „Regeln“ zu brechen und zu umgehen nur weil sie zu lästig sind, führt uns nicht zu Freiheit. Das führt zur Ignoranz und Gleichgültigkeit.
Die Frage ist: Was wollen WIR?
Fazit
Jede/r wird wahrscheinlich seine oder ihre Definition von Freiheit haben und das ist ok.
Es wäre nur von Vorteil, wenn wir elementare Sachen nicht verwechseln würden. Es wäre hilfreich für jeden von uns, seine innere Freiheit zu definieren und zu suchen. Gleich ums Eck findet man auch seine wahre Identität.
Ich will einfach nicht glauben, dass wir uns, unsere Identität und unsere Freiheit durch die äußerlichen, sogenannten Luxusfreiheiten, identifizieren wollen.
Man muss kritisch bleiben und Dinge hinterfragen!
Selbst denken!
Die Informationen annehmen, auch wenn wir sie nicht mögen!
Es ist nicht gleich ratsam, nach einer alternativen Quelle zu suchen, deren Informationen uns mehr gefallen!
Das ist eine wahre Aufgabe!
Vielleicht sind Conny und ich naiv.
Wir wollen aber daran glauben und mit unseren Mitteln daran arbeiten, dass die äußeren Umstände uns nicht definieren sondern maximal beeinflussen, und wir die Möglichkeiten und Kapazitäten haben, uns immer neu zu adaptieren.
Das ist unsere Wahl!
Feel free,
Dance And Make A Difference