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Die Debatte darüber, ob sich Profis eher auf eine Disziplin spezialisieren oder doch mehreren widmen sollen, läuft seit eh und je.
Was ist besser und warum?
Die Antwort ist nicht einfach und eher subjektiv – von Person zur Person ist es natürlich unterschiedlich.
Aber in diesem Artikel bzw. Vlog (klicke auf das Titelbild um zur Videoversion zu kommen) versuche ich das Thema aus meiner Perspektive anzugehen und das Ganze differenziert zu analysieren. Vielleicht ist etwas dabei, das dir in deiner Situation hilft.
Wie du vielleicht schon weißt, tanze ich sehr viele unterschiedliche Tanzstile und das leidenschaftlich gerne. Oft fragen mich die Leute, was mein Lieblingstanzstil wäre und meine Antwort darauf lautet: „Es hängt davon ab, welche Musik gerade spielt. Sie wird mir schon sagen, welchen Tanzstil ich gerade bevorzuge!“
#1 Weiteres Spektrum an Tanzmöglichkeiten
Gleich zu Beginn ist das einmal ein toller Grund, mehrere Tanzstile zumindest zu kennen – man kann sich zu unterschiedlichen Musikrichtungen tänzerisch passend bewegen. (was auch immer das wieder bedeutet)
Ist es nicht toll, wenn du auf einer (Tanz)Party bist, auf der man unterschiedliche Richtungen spielt, und du musst nicht warten, bis dein Tanz kommt?
#2 Tanzfähigkeiten werden erweitert
Die neuen Fähigkeiten, die du bei einem neuen Tanzstil lernst, kommen „deinem“ nativen Tanzstil zu Gute.
Das passiert eher indirekt und die Benefits merkt man nicht sofort, weil sie meist schleichend kommen. Aber die Vorzüge sind definitiv da! Versprochen!
Oft dauert es ein wenig, bis der Körper einen Überblick und ein Verständnis über die unterschiedlichen Kontexte erlangt. Manchmal wird in dem Prozess dein (Tanz)Gefühl auch schlechter bevor es besser wird.
Dafür hält die Wirkung dieses Cross Tranings umso länger…
#3 Wahrnehmung für Neues wird geschärft
Wir bekommen eine Chance, unsere Wahrnehmung für Neues zu öffnen. Das ist gleichzeitig eine Chance und eine Herausforderung. Denn neue Spielregeln und neue Bewegungskonzepte bringen einen gewissen Widerstand mit sich, den wir aber unbedingt besiegen wollen. Das ist eine Chance auf mehreren Ebenen, sich weiter zu entwickeln und aus einem eventuellen kreativen Loch hinaus zu kommen.
#4 Kreativität wird angekurbelt
Damit kommen wir zum 4. Grund: Wenn wir einen neuen Tanzstil lernen, setzen wir uns ganz anderen Reizen, Emotionen und Erfahrungen aus. Und das fördert unsere Kreativität natürlich sehr. Es wirkt oft wie ein Wunder, wenn wir neuen Ideen und Bewegungskonzepten begegnen.
#5 Die Power der Abwechslung
Wir Menschen brauchen und schätzen Abwechslung!
Ich würde sogar sagen, sie ist essentiell, um ein erfülltes Leben zu führen. Ja, du kannst Abwechslung auch innerhalb „nur“ eines Tanzstiles erleben. Klar!
Allerdings bewegt die Abwechslung zu einem ganz neuen Tanzstil ganz andere Zentren in unserem Gehirn und fordert uns mehr heraus.
Das ist eine gute Sache!
Versprochen!
#6 Neue Motivation durch neue Anreize
Die meisten (TänzerInnen) erleben eine steile Lernkurve, wenn sie einen neuen Tanz erlernen. Denn unser Körper bringt viele Fähigkeiten von den „bereits vorhandenen“ Tanzstilen mit und setzt sie beim Lernen des neuen Tanzstiles um. Dieser Prozess dauert natürlich deutlich kürzer als bei jemandem, der noch nie getanzt hat.
Dennoch gibt es einen Haken und eine kleine Herausforderung – unsere Vorstellungen und Ideen, die wir bisher hatten, sollten offen für eine Anpassung sein.
In der Videoversion von diesem Beitrag habe ich Robert Royston, den berühmten Lehrer der Lehrer im WCSwing, dazu befragt. Hier im Artikel nur der wichtigste Satz aus diesem Interview:
Wir sollen mit dem „leeren Tank“ einer neuen Lernerfahrung entgegentreten, damit auch neue Informationen und Zusammenhänge darin Platz haben.
(Mehr dazu kannst du im Vlog bei 04:42 sehen)
#7 Neue Stimmung & neues Gefühl
Ein neuer Tanzstil bringt meistens eine andere neue Stimmung und damit ein anderes und neues Bewegungsgefühl – ein anderes Feeling, das wir in dieser Form noch nicht erfahren haben.
Damit kommen auch andere Emotionen einher. Das ist auch gut so. Das innere Gefühl während eines Tangotanzes ist mit dem Gefühl beim Lindy Hop nicht zu vergleichen… Eine ganz andere Stimmung!
#8 Neue Umgebung schaffen
Verschiedene Tanzstile zu tanzen bedeutet, dass man sich in verschiedenen Umgebungen bewegt. Wir lernen dadurch wahrscheinlich andere, neue Leute kennen. Vor allem kann es manchmal übersätigend und sogar demotivierend wirken, wenn man sich sehr lange in einer Szene bewegt. Wenn wir mit einem neuen Tanzstil beginnen, haben wir eine Chance eine neue Community kennenzulernen.
#9 Neue Bewegungskonzepte erkunden
Wir lernen neue Bewegungs- oder Führungstechniken und Prinzipien, die in unserem Tanzstil vielleicht nicht dominant oder essentiell sind aber in einem anderen sehr wohl.
Zum Beispiel der Connection-Stretch ist im West Coast Swing essentiell, aber in Salsa ist das eher sekundär wichtig. Aber seit dem ich WCS tanze ist meine Connection beim Salsa Tanzen deutlich lebendiger und elastischer geworden.
#10 Mehr Kontext im Tanz finden
Wir bekommen ein besseres Verständnis über das Tanzen im Allgemeinen. Wenn wir uns mit einer Disziplin beschäftigen, nehmen wir viele Sachen für selbstverständlich und hinterfragen tendenziell immer weniger. Wenn wir uns mit einem neuen Tanzstil beschäftigen, wird unsere Neugierde wieder neu aktiviert und wir stellen uns neue und bessere Fragen als sonst. Auf dem Weg erfahren wir, dass es nicht nur eine Wahrheit im Tanzen gibt, sondern mehrere gleichwertige Möglichkeiten zum gleich Ziel zu kommen.
Diese Erkenntnis macht uns ruhiger und reifer als Tänzer und Persönlichkeiten.
Dadurch erfahren wir, wie viel Schönes und Wertvolles es noch da draussen gibt, das wir sonst verpasst hätten. 😉
Bonusgrund
Es heisst 10 Gründe, aber ich kann mir den Bonusgrund nicht verkneifen – Bodenständigkeit und Bescheidenheit durch neuen Lernstoff, in dem man (noch) kein Experte ist.
Oft sehe ich selbst ernannte Experten in einem Tanzstil, die dann so sehr von ihren Sichtweisen überzeugt sind, dass sie kaum bereit sind, ihre Sichtweise zumindest hin und wieder für Neues zu öffnen.
Social Dancing ist keine absolute Wissenschaft – es ist eine Art kunstvolles Handwerk, das viel Raum für Interpretation lässt.
Viele Wege führen nach Rom. Je mehr Wege wir kennen, desto mehr Erfahrungen und Erlebnisse sammeln wir auf dem Weg, statt immer wieder das Gleiche zu hämmern.
Nebenbei üben wir uns beim Erlernen einer neuen Fähigkeit immer wieder in Demut und Respekt, denn man wird immer wieder zum Beginner 😉
Tipps um mehrere Tanzstile richtig anzugehen
Ich möchte hiermit aber das Ganze nicht nur schön reden. Ich rate niemandem deswegen gleich 3 Tanzstile gleichzeitig zu erlernen. Die Dosis macht eben das Gift.
Wir wollen uns fördern und herausfordern – nicht überfordern lassen.
Den wichtigsten Tipp hat bereits der Robert gesagt:
open minded hinein gehen und man wird sehr viel mehr mitnehmen.
Oft brauchen wir eine Bestätigung unserer bisherigen Vorstellung und Idee über etwas. Viele von uns brauchen eine Bestätigung, dass sie talentiert sind und dass sie ach so schnell lernen können. Das hilft nur unserem Ego und bekannter Weise ist es nicht für das Erlernen neuer Konzepte zuständig. Eher das Gegenteil.
Wenn du bereits eher fortgeschritten in einem Tanzstil bist und einen neuen erlernen möchtest, haben wir noch einen Tipp für dich: versuche die Assoziationen zu einem bekannten Tanz auf einen Minimum zu reduzieren.
Es ist nicht total davon abzuraten, sondern nur in der ersten Phase des Lernens zu vermeiden.
Danach ist es wichtig, zwar aus deinem tänzerischen Können zu schöpfen, jedoch immer offen für „das Neue“ zu bleiben.
Dadurch bekommst du das beste von beiden Welten – du kombinierst deine bereits vorhandenen Fähigkeiten und das vorhandene Verständnis mit der Authentizität des neuen Tanzstiles.
Fazit
Schlussendlich hängt viel mit dem Training zusammen, eine Konditionierung. Am Ende wird alles zusammen gezählt und kommt uns und unserem Tanzen insgesamt zu Gute. Auf dem Weg sammeln wir neue Erfahrungen, lernen neue Ideen und Zugänge und erleben andere Emotionen und Stimmungen. Das alles macht uns zu wertvolleren TänzerInnen und damit Mitgliedern unserer Communities…
Einen neuen Tanzstil zu erlernen, ist wie eine Reise in ein exotisches Land. Die Farben sind frischer, es riecht anders, alles ist neu.
Das beste daran: wir können in diesem Land bleiben, so lange wir wollen, und zurück nach Hause fliegen, wann wir wollen. Und noch besser als das, wir können dieses exotische Land immer wieder besuchen, wenn wir es wollen…
Bis wir wieder ein neues Land entdecken…
Der Weg ist das Ziel! 😉
Stay open for new things,
Dance And Make A Difference