Die Kunst der Improvisation – eine 3-Schritt-Strategie

Wir alle kennen diese Situation – Der Tanz beginnt und die Person gegenüber macht nicht so mit, wie wir es gerne hätten. Die Connection geht immer wieder verloren, und ein wenig Frust übernimmt die Kontrolle über unsere Bewegungen. Manchmal beginnt man sogar miteinander zu „kämpfen“. Nicht wörtlich genommen natürlich….sondern viel mehr mental im Versuch, doch noch alles unter Kontrolle zu bekommen.

Anstatt einer Konversation wird der Tanz zu einer politischen Debatte, und wir alle wissen, wie unappetitlich diese sein können.
Kann man diese Situationen im Social Dance retten und umdrehen?
Natürlich!!!
Und die Antwort findet man in der Kunst des Improvisationstheater!

Improvisationstheater als Strategie

Impro-Theater ist dem Social Dance sehr ähnlich. Da treffen Schauspieler auf der Bühne zusammen, um direkt vor Ort und spontan ein Stück Kunst im Teamwork zu kreieren. Wie durch Magie kommunizieren und interagieren sie miteinander als wäre alles vorher besprochen. Es ist etwas Magisches fühlbar, wenn das Stück nicht vorher einstudiert wurde. Die Magie des Momentes sozusagen…der Moment, in dem Kreativität zweier Menschen aufeinander trifft, die sich voll und ganz auf sich einlassen.
Wie eben im Social Dance, oder?

Aber Improvisation ist keine Magie. Es ist ein Handwerk – es kann gelernt werden.

Wenn du es gemeistert hast, fühlt es sich jedoch wie Magie an. Vor allem für andere, die zusehen. Aber du selbst weißt, dass du das immer wieder generieren kannst. Weil du die Strategie, Taktik und das nötige Rezept dahinter kennst.
Spätestens nach dem du diesen Artikel gelesen hast. 😉

Die nächsten drei Taktiken sind die Säulen des Improtheaters und können 1 zu 1 in den Social Dance übernommen werden. Ich war sehr erstaunt über die Parallelen und dem gleichen Blickwinkel.


Langsamer werden und zuhören

Wie oft warten wir einfach in den Konversationen mit anderen, um selber zu sprechen, anstatt dem Gegenüber wahrlich zuzuhören? Ohne darauf unbedingt eine Antwort geben zu müssen. Bei mir ist das vieeeeeeel öfter als es mir und erst recht meinen GesprächspartnerInnen lieb ist.
Der Raum füllt sich auf diese Weise mit Lärm und keiner kommt wirklich dazu, vor lauter Lärm den anderen zu verstehen.

Das passiert im Social Dance genauso.

Zu oft wollen beide Personen ihre Vorstellung von Tanz umsetzen und die dem Gegenüber sogar manchmal aufdrängen. Das passiert oft unbewusst.
Der schnellste Weg, um aus einem Tanz einen Kampf zu machen.

Was tun?
Langsamer werden. Tief durchatmen.

Lehne dich zurück (im übertragenen Sinne) und beobachte die Person mit der du tanzt.
Zu oft glauben wir bereits im Vorfeld zu wissen, wie wir mit jemanden zu tanzen haben, ohne aber uns die Zeit zu nehmen, diese Person zu beobachten und ihre Bewegungsabläufe kennenzulernen.
Selbst wenn wir diese Person schon lange kennen.
Ich sage dazu nur ein Wort – Tagesverfassung. 😉
Und im Social Dance gibt es so etwas wie Minutenverfassung! In fünf Minuten kann sich unser Tanzpartner ganz anders anfühlen als davor.

Und viel öfter als wir glauben, liegt die Macht in unseren eigenen Händen. Oder in unserer Einstellung, besser gesagt.

Also noch einmal – werde langsamer.
Nicht aber in deinem Timing, natürlich, sondern in dem Tempo, wie schnell du eine Bewegung oder Figur an die andere anhängst. Lass dir Zeit, den Partner zu beobachten, wie er oder sie darauf reagiert. Ob er oder sie überhaupt reagiert!

Alleine diese Einstellung verändert alles und stellt ein solides Fundament für das Wohlgefühl auf der Tanzfläche dar. Egal auf welchem Tanzniveau.
Und es ist auch die Basis für die nächsten Schritte.
Apropos…

„Ja, und…“ – Taktik

Wie oft in den Gesprächen (vor allem im Beruf) sagen wir: „Ja, aber….“?

Das basiert natürlich auf der oben besprochenen Eigenschaft, dass wir unsere Vorstellung unbedingt durchbringen wollen. Oder einfach reden wollen. Just because… Unserer eigenen Stimme hören die meisten von uns am liebsten zu.

Drehen wir das um und beobachten wir, wie produktiv, konstruktiv und automagisch unsere Konversation abläuft.

Die Antwort liegt im: „Ja, und…“!

Das heißt, dass wir den Vorschlag der anderen Person annehmen, und auf dessen Basis wir selbst dann unsere nächsten Schritte vorschlage. Das Ganze wiederholt sich dann natürlich vize versa.
Anders gesagt, wir beginnen uns zunächst in die selbe Richtung zu bewegen, um danach dort weiter zu machen. Wir vergeuden keine Zeit und Energie für entweder-oder

Im Tanzen heißt das konkret, dass man (als Leader oder Follower) lernen sollte, den Partner oder Partnerin zu lesen, um zu sehen, was er oder sie überhaupt in einem bestimmten Moment vorschlägt.
Denn diese Vorschläge sind oft sehr subtil, feinfühlig und dezent.
Um sie registrieren zu können, ist es meist zuerst notwendig…
Richtig – langsamer mit der eigenen Action zu werden, um  zuhören zu können!!!

Nichts leichter als das, richtig? 😉

Win-Win – Zugang

Die Gesellschaft trimmt uns zu sehr in unseren Interaktionen auf den Win-Lose – Zugang. Es ist sehr prominent, dass wir uns gegen jemanden anderen durchsetzen müssen. Die einen gewinnen eben und die anderen…

Bei Win-Win geht es darum, dass wir konstant nach der bestmöglichen Lösung für beide Seiten suchen und weniger an einer fixen Vorstellung hängen, wie etwas auszusehen hat oder gemacht werden soll.
Leicht gesagt, ich weiß.

Es hilft dabei auch, wenn man Freude verspürt wenn man Freude schenkt. Sprich, wenn wir den anderen gut aussehen lassen und alleine deswegen Freude verspüren.
Mich z.B. erfüllt es mit großer Freude, wenn ich das Gefühl habe, meine Tanzpartnerin genießt den Tanz mit mir und fühlt sich wohl und sicher.
Heißt das, dass ich deswegen meine tänzerischen Wünsche ignoriere?
Nein!
Ich stelle sie nur nicht die ganze Zeit in den Vordergrund! Zumindest probiere ich es so oft es geht. 😉
Dieser Prozess ist dynamisch und die Gewichtung verändert sich innerhalb eines Tanzes. Nichts ist absolut. Entweder – oder

Der Win-Win – Zugang ist meiner Meinung nach für die Gesellschaft (und den Social Dance) ein viel gesünderer. Mit diesem können wir unsere Umgebung positiv beeinflussen und daraus selbst Lebensfreude und Energie schöpfen.

Fazit

Bevor du zu denken beginnst: „Der hier glaubt, er ist ein Heiliger, oder so…“ sage ich dir, dass es bei meinem Tanzen nicht immer so abläuft, wie ich es in diesem Artikel beschreibe.
Manchmal bin ich müde, unkonzentriert oder einfach egoistisch und vergesse auf diese Dinge, die ich selbst in diesem Blog „prädige“. Weil ich auch ein Mensch bin, wie jeder andere.

Aber….. Wenn ich an diese drei Schritte denke (in letzter Zeit wird es immer automagischer), dann wird jeder Tanz zu einem ganz besonderen Erlebnis für beide Seiten.
Und für mich geht es im Social Dance vor allem darum – das bestmögliche Erlebnis für beide während der Dauer eines Songs zu kreieren.

Und das ist keine Magie – es kann gelernt werden!
Die Frage ist nur – willst du das? 😉

Wie sind deine Erfahrungen damit?
Kannst du diesen Schilderungen etwas abgewinnen oder siehst du es komplett anders?

Wir freuen uns, von dir zu hören…bis dahin…

Slow down, listen, and
Dance And Make A Difference 😉

Responses

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert