Komfortzone im Social Dance – gut oder schlecht?

Pro und Kontra des „Autopiloten“ im Tanzen

Denkst du dir manchmal, du würdest immer die gleichen Figuren tanzen oder du würdest dich immer unverändert gleich bewegen? Hast du manchmal das Gefühl, du würdest in einem Trott tanzen? Wie ein Hamster im Rad? Oder dir fallen Moves, die du so brav im Tanzkurs gelernt hast, einfach nicht mehr ein?

Willkommen im Social Dance!

Ich würde meinen, es geht uns Social Dancern allen gleich… Zumindest in größeren Phasen unseres Lernens…
Das heißt aber nicht, du solltest dich mit diesem Zustand abfinden, so tun als wäre es ok und  einfach weiter damit leben.

Du kannst es beeinflussen… Ja sogar kontrollieren!
Abhängig von deiner Tanzerfahrung, gibt es natürlich unterschiedliche Arten des Trotts im Tanzen.

Die Beginner ärgern sich, dass sie immer und dauernd den Grundschritt tanzen und dass sie nicht genug Figuren können

Die Intermediate (zwischen 1 und 3 Jahre Erfahrung) TänzerInnen ärgern sich manchmal, dass sie immer wieder die gleichen Abfolgen tanzen und nicht das Schema durchbrechen können.

Die Advanced Leute wiederum kämpfen mit dem Styling, der Musicality und mit der Feinmotorik für die ganz gefinkelten Techniken.
Viele von ihnen suchen nach der 4. Dimension in ihrem Tanzstil und haben teilweise eine starke Tendenz, in ihre über die Jahre festgefahrenen Schienen zu „verfallen“ und nicht mehr herauszukommen.

Dies gilt natürlich nicht für jeden Einzelnen. Es ist eher aus unserer Erfahrung und aus den Gesprächen mit vielen unseren TänzerInnen entstanden.
Für jeden dieser Stadien gibt es wiederum natürlich eine passende Strategie. Was für die einen sehr empfehlenswert ist, ist für die anderen eher kontraproduktiv.

Pro des Autopiloten

Fakt ist, wir versuchen immer das neu Erlernte irgendwie zu automatisieren. Je mehr wir daraus eine Art Gewohnheit machen, desto weniger werden wir aktiv daran denken müssen.
Wer will schon während des Tanzens die ganzen Zeit an alle möglichen Abläufe richtig denken und voll konzentriert sein?
Eben…

Ich empfehle ganz konkret, die Grundlagen und die so oft in diesem Blog besprochene Basic Struktur eines jeden Tanzstiles zu automatisieren. Das sind die Basic Elemente eines Tanzes, die man möglichst bald beherrschen soll. Die „üblichen Verdächtigen“ eben.
Wenn wir sie beherrschen, bekommt unser Tanzen eine gewisse Sicherheit und eine tolle Plattform, auf der wir weiter aufbauen wollen.
Alles logisch, gell?
Unsere Erfahrung zeigt aber, dass die meisten diese Grundlagen vernachlässigen und sich nicht (lange) genug damit beschäftigen. Damit fehlt ihnen diese Grundlage, wenn sie weiter in ihrem Lernprozess fortschreiten und kriegen immer weniger Überblick über die Materie.

Die „Materie“ wird aber immer mehr…

Es gilt also, Prozesse und Abläufe zu automatisieren.
Das heisst, Tanzen „auf Autopilot“ ist dann eh gut, oder?
Oder nicht?

Jetzt kommt die blödeste Antwort von allen: es hängt davon ab!

Kontra des Autopiloten

Sobald wir geschafft haben, etwas Neues zu automatisieren, dürfen wir es immer wieder in unserem „Moves Repertoire“ fast mühelos anwenden. Wir fühlen uns wohl damit, gell?

Wo ist denn da der Nachteil?

Wie war das denn in den ersten Zeilen dieses Artikels?
Da waren diese Fragen, ob du das Gefühl hättest, du würdest immer wieder die gleichen Moves tanzen und so weiter…
Und da haben wir es.
Wenn wir dann alles automatisiert haben, und es quasi ein „Autopilot“ läuft, würde uns das dann insgesamt glücklich machen?
Das ist natürlich für jeden individuell zu beantworten, aber ich glaube, dass das der Anfang vom zu Beginn bereits erwähnten Trott ist. Dann fangen wir mit einem „Pauschal-Tanzen“ an oder wie es Laura Riva in ihrem wundervollen Tanzblog Dancing Grapevine „Dancing on Default“ nennt.

Diesen Zustand gilt es zu vermeiden. Wir Menschen brauchen einfach die Abwechslung, die Vielfalt und vor allem die Inspiration und immer wieder einen frischen Input. Dann fühlen wir uns lebendiger und aktiver.

Das heißt, wir sollten immer wieder nach neuen Ebenen im Tanzen suchen. Ob das neuartige Figuren sind, die Musikinterpretation, Solo-Fähigkeiten, Partnering Skills, überhaupt neue Tanzstile oder die kulturellen Hintergründe des jeweiligen Tanzstiles.
The Sky is the Limit!

Fazit

Social Dance ist eine sehr komplexe Disziplin. Sie fordert und fördert alle unseren Kapazitäten und Fähigkeiten: körperliche, geistige, soziale, emotionale, kognitive und und und…

Um diesen Prozess möglichst genussvoll zu gestalten, wollen wir unsere Ressource schonen, um nicht vor lauter Konzentration „auszubrennen“. Da sind die bereits automatisierten Moves eine große Hilfe. Durch sie kehren wir quasi „nach Hause“. Wenn wir sie tanzen, befinden wir uns in unserer Komfortzone. Das fühlt sich an sich gut an, oder?

Gleichzeitig haben wir alle ein tiefes Bedürfnis zu wachsen. Uns weiter zu entwickeln. Auf welcher Ebene auch immer.
Darum sollten wir immer wieder die neuen Dimensionen im Social Dance erforschen und nach ihnen suchen. Sie öffnen uns neue Tore und neue Wege und machen uns noch neugieriger, was es da draußen noch so gibt.
Klar…denkst du jetzt. Ich muss das ja schreiben. Ich lebe ja davon…
Damit verdiene ich meinen Unterhalt. Dieser Teil stimmt.

Aber ich lebe eigentlich von dem Glück und der Zufriedenheit unserer TänzerInnen. Von ihrem Erfüllt sein. Das gibt Conny und mir unglaublich viel Kraft, weiter und noch mehr zu machen.

Und wenn ich mich mit unseren „VieltänzerInnen“ (das sind die, die mehrere Tanzstile tanzen und erforschen) unterhalte, dann spüre ich bei ihnen immer dieses Feuer. Die Begeisterung. Ihre Augen funkeln immer wieder aufs Neue, weil sie gerade etwas Neues in ihrem Tanzen entdeckt haben. Eine Schallmauer durchbrochen. Das fühlt sich immer einfach großartig an.
Diese Begeisterung kommt durch die Erweiterung unserer Komfortzone.

Wenn wir es versuchen, unsere altgefahrenen Muster zu durchbrechen, bewegen wir uns wieder ein gutes Stück weiter auf unserer Social-Dancing-Reise.

In diesem Artikel haben wir nur mal „das Spielfeld“ definiert, um zu wissen, in welchen Bereichen wir den „Autopilot einschalten“ wollen und wann es gilt, die Muster zu durchbrechen.
Im nächsten Artikel werde ich dann viel konkreter die richtigen Tools für beide Vorhaben ansprechen.
Was meinst du dazu? Hast du dich irgendwo im Artikel selber „entdeckt“ ? Oder bin ich ganz daneben?
Ich freue mich auf Feedback im Kommentar-Teil, da ich selber dadurch viel dazulerne. 😉

Learn how to Autopilot, then turn it off, cross the line,

Dance And Make A Difference

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