Blues – der Social Dance, mit dem man wahrscheinlich am schnellsten beginnt „wirklich zu tanzen“…
Ich weiß, das ist eine starke Aussage. Und auch sehr subjektiv. Vor allem sollte ich diesen Begrif „wirklich zu tanzen“ etwas besser definieren.
Damit meine ich in erster Linie, dass sich die TänzerInnen frei fühlen und sich tänzerisch innerhalb ihres Paarrahmens bewegen und „grooven“. Das nenne ich „Tanzen im Tanzen“.
Denn, ganz grob genommen, nennt man Schritte in Paartanzhaltung, die trocken ohne zusätzliche Oberkörperbewegung (ohne den Groove) „absolviert werden“, ja auch Tanzen. Aber mit diesem Groove macht das Ganze richtig viel Sinn und natürlich auch mehr Spaß. Das nenne ich dann „Tanzen im Tanzen“ – eine der wichtigsten Säulen des Social Dance…
„Gut… Das hätten wir jetzt definiert… Und du meinst, das geht am leichtesten und damit am schnellsten im Blues?“
JA!!!
„Warum?“
Gut, dass du fragst…
Denn wir haben gerade eine Woche Blues Camp in Frankreich hinter uns und haben uns eingehend damit beschäftigt. Wir haben mit einigen der Leading Instructors der Blues-Szene gearbeitet (Adamo & Vicci, Fabienne & Lisa, Kathrin & Joyce, Bernhard & Anne-Helenne) und dadurch einen guten Einblick in die Szene, in den Tanz und seine Struktur bekommen. 7 Tage Workshops, Privatunterricht und tägliche Partys mit Live Musik. Das Ganze auch noch direkt neben dem endlos langen und breiten Strand von Barcares. Wahnsinn!
Kleine ehrliche Schleichwerbung und herzliche Empfehlung für das jährliche Summer Swing Camp von Berhard & Anne-Hellene (www.Studiohop.com).
10 Gründe für Blues
1. Blues ist unglaublich groovy
Man merkt es auch in einem Kurs mit Anfängern: sobald man die ersten Takte gespielt hat, beginnen die Augen der Leute zu leuchten und zu glitzern, und ihre Körper starten sofort unbewusst dahin zu grooven.
2. Die Musik geht soooooo leicht ins Ohr
Blues ist so omnipräsent in unserem Alltag und begleitet uns seit eh und je. Auch viele berühmte Stücke basieren auf der Blues-Struktur. Er begleitet die Menschheit auch schon seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Aber „erst“ seit den 40ern hat sich Blues so richtig auch in der breiten Öffentlichkeit etabliert und man könnte sagen, dass er nie wirklich „geschwächelt“ hat. Er hat viele Phasen, Formen und Evolutionen erlebt, aber er war immer sehr präsent und populär.
3. Der Tanz Blues ist sehr einfach zu beginnen.
Der Grundschritt besteht aus dem sogenannten step-touch hin und her. That’s it. Und natürlich aus dem Groove. 😀 Der wird allerdings automagisch mit der eingeschalteter Musik „mitgeliefert“. Die ersten Drehungen sind suuuuper simple zu tanzen UND auch zu führen. Nicht unwichtig, gell?😉
4. Die Musik ist meistens eher langsam.
Damit hat man wiiiiiiiirklich gut Zeit, die Musik, den Partner und den Moment zu genießen. Man hat keinen Zugzwang wie in den meisten anderen Tänzen. Ein Goodie des mäßigen Tempos ist, dass man viel weniger schwitzt und viel länger „salonfähig“ bleibt. 😉
5. Man hat eine ziemlich breite „Emotionspalette“
Mit anderen Worten, man hat ein breites Spektrum an Ausdrucksformen und Inspirationen. Die Palette reicht von seeeeehr smooth und sinnlich über leicht beschwingt und uplifting bis sehr rhythmisch und groovig.
6. Man hat ein enormes Spektrum an Connection-Möglichkeiten
Und das trotz der einfachen Struktur des Tanzes. Die Connection reicht von ganz offen und frei über leicht und „invitational“ bis bestimmt, elastisch und dadurch sehr sophistiziert in dem Variantenreichtum. Unglaublich! Und das Ganze in nur einem einzigen Tanz.
7. Der Tanz Blues macht aus allen Beteiligten bessere Social Dancer!
Ich weiß, schon wieder so eine dicke Aussage… Lass mich dies bitte begründen. Dadurch, dass das Tempo eher mäßig bis langsam ist, hat man mehr Zeit sich auf die Musik UND den Partner oder die Partnerin zu konzentrieren. In den meisten anderen Tänzen erreicht man dieses magische Viereck der Prinzipien des Social Dance: Musik – Struktur des Tanzes – Connection zum Partner – Groove sehr spät oder leider nie. Weil immer etwas im Weg steht… Entweder ist die Struktur zu komplex, die Musik zu abstrakt oder zu schnell, und und und… Wir Social Dancer haben eigentlich viele Herausforderungen, merke ich gerade… 😀 Im Blues erreicht man dieses Viereck ziemlich schnell, da Vieles FÜR die TänzerInnen spricht und ihnen dient und sie unterstützt statt sie herauszufordern.
8. Blues hat eine starke Solokomponente
Dies beruht in den Roots von Blues – aus den sogenannten Juke Joints. Das waren die kleinen Baracken im Süden der USA, wo die schwarzen Einwohner musiziert und sich frei dazu bewegt haben. Dieser Teil von Blues ist heute nach wie vor im Tanz sehr präsent und verleiht ihm einen starken Charakter. Damit bekommt ein Blues Dancer auch eine vielseitige „Tanzausbildung“, die alle Bereiche des Social Dance gleichermaßen abdeckt.
Es kann sein, dass du dich jetzt fragst, ob das in anderen Tänzen doch auch so ist. In den meisten nicht… Nicht in dieser Form, Intensität und Fokus, würde ich behaupten.
Ein Beispiel: ein durchschnittlicher reiner Tangotänzer, Salsatänzerin, Swingtänzer, Ballroomtänzerin und Bluestänzer gehen in die Disco einfach abzushaken. Die Frage lautet: Wer tut sich am leichtesten und findet sofort den Groove? Nach dieser Woche, die wir hinter uns haben und nach dem, was wir bei den Partys gesehen haben, habe ich meine persönliche Antwort gefunden. Darüber kann man auch viel diskutieren… Aber ich lasse es jetzt mal so im Raum stehen… zum Nachwirken… 😉
9. Followers haben viele Freiheiten und Möglichkeiten
Und das sogar viel mehr als in den meisten anderen Social Dances. Auch subjektiv, ich weiß… Und für manche klingt das jetzt sicher nicht nach einem Vorteil.
Ich sage nur so viel, ich hatte in keinem anderen Paartanz so viele „Happy Follower“ gesehen als im Blues. Die Follower „dürfen“ viel mehr improvisieren und den Flow des Tanzes mitbestimmen als in den meisten anderen Tänzen.
Sie dürfen tatsächlich tanzen.
Viele Leader schrecken sich jetzt bei diesem Gedanken, ich weiß.
Aber in Blues ist es sehr gerne gesehen, wenn der Follower proaktiv ist und hier und da Initiative übernimmt. Alle sind darauf konditioniert und werden vom Anfang darauf „getrimmt“. Und am Ende hat man eine „Big Happy Family“.
Ich habe zum Beispiel mit Vicci Moore mehrmals in dieser Woche getanzt und es ist erstaunlich wie sehr die ToptänzerInnen dem Leader „helfen“ und einen inspirieren einen anderen Weg als immer den üblichen einzuschlagen UND sich dabei auch noch wohl zu fühlen. Ich hatte lauter „Happy Umwege“. 😀
Das gilt aber nicht nur für die Toptänzerinnen. Es gilt allgemein für die meisten Blues Follower. Die Leader werden dadurch ENTLASTET! Jaaaaa, ich habe „entlastet“ gesagt!
Die Leader MÜSSEN im Blues nicht die ganze Zeit die Richtung vorgeben und für den Ton im Tanz sorgen. Sie haben im Blues einen guten „Allierten“ in dieser Sache – den Follower! 😀
Man hört einander einfach viel mehr zu.
10. Bei der Connection geht es insgesamt viel mehr um die Entspannung (den „Release“) als um die Spannung.
Ich finde das sehr erfrischend… 😀 In den meisten Tänzen spricht man von der Spannung. Spannung hier, Spannung da… Im Blues durch seinen erdigen, groovigen und lässigen Charakter haben Conny und ich viel mehr an diesem sogenannten Release gearbeitet. Und der fühlt sich richtig gut an! 😀 Wenn man ihn zulässt… Denn Release im Gegensatz zu Spannung muss man nicht generieren sondern einfach nur erlauben. Wenn alles so leicht wäre wie Worte zu tippen…
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Adamo & Vicci (ein Lehrerpaar diese Woche) improvisieren und zeigen wie „lebendig“ und divers ihre Connection ist.
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Ein weiteres wunderbares Instruktorenpärchen diese Woche, Fabienne & Lisa zeigen den sogenannten Ballroomy Style.
Es gibt noch viiiiiiiiel mehr Gründe, um Blues zu tanzen, aber ich musste mich an den Titel des Artikels halten. Somit sind es nur 10 geworden, haha. Außerdem würde der Artikel ein Buch werden, würde ich wirklich alle aufzählen wollen.
Ein Disclaimer allerdings gehört dazu. Wir sind relativ frisch in der Bluesszene und es kann sein, dass hier und da ein wenig die Euphorie des Neuen aus mir spricht. Ich gebe es zu: der Blues hat uns gefesselt! Diese 10 Gründe sind eigentlich nur der Anfang der Euphorie… Aber bei aller frischen Leidenschaft haben Conny und ich auch die anderen Tänzer interviewt und gemeinsam analysiert. Wir sind alle gemeinsam zu diesen 10 erwähnten Eigenschaften gekommen. Man kann mit mir jetzt anfangen zu diskutieren, ob der eine oder der andere Tanz mehr kann als der Blues. Aber darum geht es hier nicht. Dann könnten wir auch gleich übergehen zu: „…aber mein Papa könnte deinen Papa…“ usw…
Wie auch immer.
Der Fakt ist, der Blues bereichert auf eine sehr charmante und angenehme Weise die Social Dance Szene. Wir werden ihn auf jeden Fall umarmen und in unserer Tanzschule als eine vollwertige Schiene etablieren. Wir sind voll von seiner Wirkung und Funktion überzeugt und können es kaum erwarten, alles Gelernte in unserer Tanzschule in den Kursen anzuwenden.
Try Blues, Dance & Make A Difference