Warst du einmal in eine Aktivität so sehr vertieft, dass du das Gefühl von Zeit und Raum verloren hast, weil du „in the zone“ warst?
Es ist dieses Gefühl, dass du ganz in dem Moment bist und deine Umgebung kaum eine Rolle spielt. Du denkst an nichts anderes als an diese Aktivität und hast das Gefühl, dass Vieles fast automatisch und von alleine fliesst…
Das ist der Zustand, den man in der Psychologie Flow nennt und er wurde von Mihail Csikszentmihalyi (sprich das mal laut und schnell aus) in den 90igern Jahren bekannt gemacht.
Flow ist ein Zustand, bei dem wir mit unserem ganzen Wesen und allen Sinnen in die Materie eintauchen.
Im Social Dancing ist dieser Zustand natürlich sehr wünschenswert.
Wir wollen beim Tanzen in dem Moment sein und das Gefühl von Tanzfluss spüren bzw. kreieren, oder?
Am Ende dieses Artikels verrate ich dir eine Möglichkeit, näher und konkreter in diesem Flow-Zustand zu kommen. 😉
Flow im Social Dancing
Viele meine Kursteilnehmer*innen können dieses Wort Flow fast nicht mehr hören, weil ich es so oft (zu oft?) in meinem Unterricht verwende.
Ich habe mich seit Jahren speziell mit dem Thema Flow bzw. Tanzfluss beschäftigt, da es meiner Meinung nach eine elementare Rolle im Social Dancing spielt.
Es ist sogar systemrelevant! Bäng!
Beginnen wir aber andersherum: was passiert eigentlich, wenn wir keinen Flow in unserem Tanz haben?
Da ist dieses Gefühl von übermäßiger Anstrengung und Bemühung, damit gerade die simpelsten Komponenten unseres Tanzes erfüllt werden. Das Gegenteil von Effizienz also…
Wenn wir beim Tanzen nicht im Flow sind, dann verbrauchen wir sehr viele Ressource für die Basics, wodurch kaum Ressource für die Kreativität und Harmonie mit dem Partner bzw. mit der Musik übrig bleiben.
Kannst du das nachvollziehen?
Wir alle haben solche Tänze erlebt und das ist völlig normal…
Gibt es also ein Rezept oder eine Formel für diesen Flow-Zustand im Social Dancing?
Ja, das gibt es!
Das Flow-Rezept im Social Dancing
Ich bin normalerweise kein Freund von Rezepten und Formeln, da sie oft etwas absolutes und starres implizieren. Ich bin eher ein Freund von Prinzipien und Konzepten, da diese flexibler und ganzheitlicher sind. In diesem Fall passt es aber, denn es ist sehr einfach.
Es gibt einen Zugang, wie du immer einen Zustand von Flow in deinem Tanzen kreieren kannst.
Die Lösung lautet: Basic Flow!
Ich erkläre es gleich und verwende dafür eine Analogie aus der Musik.
Stell dir einen Swing-Song (oder Rock´n Roll) und den Klang des Kontrabasses vor : dun dun dun dun dun…
Alles klar? Bist du noch bei mir?
Der Bass ist generell in den meisten Lieder eine Art Träger und viele Bands können sich einen Gig ohne den Bassisten kaum vorstellen.
Der Bass gibt dem Song eine rhytmische Unterlage, die wie ein Bindeglied zwischen den anderen Instrumenten dient. Es gibt dem Song eine Substanz, bzw. eine solide Grundlage.
Das ist für mich der Basic Flow im Tanzen!
Der Basic Flow ist eine Aneinanderreihung von Basic Figurenelementen eines Tanzstils in einer beliebigen (aber nicht willkürlichen) Abfolge, die dynamisch ist.
Sprich die Abfolge sollte nicht immer die Gleiche sein…
Diese Basic Flow-Abfolge repräsentiert eigentlich den Bass in einem Song – sie ist die Grundlage, auf der weitere Figuren, bzw. eventuell Styling, Variationen und Musikinterpretation aufbauen.
Die Basic-Flow-Abfolge der Grundelemente ersetzt also den bloßen Grundschritt und verleiht uns das Gefühl von ….na… FLOW! 🙂
Das Gegenteil davon wäre folgendes Szenario:
Wir tanzen den Grundschritt öfters hintereinander und dann fällt dem Leader eine komplexere Figur ein. Wir tanzen dann diese Figur und wenn dem Leader nichts mehr weiter einfällt, kehren wir wieder zu unserer Grundschritt-Schleife zurück, weil sie uns so leicht fällt…
Das ist wie wenn ein ganz ruhiger Fluss aus dem heiteren Himmel und ohne Ankündigung zu einem Wildwasser Parcour wird.
Meiner Meinung nach fliesst der Tanz deutlich angenehmer, wenn wir in unserem Tanz eine dynamischere Grundbewegung als Basis etablieren (Basic Flow) statt „nur den Grundschritt“ zu tanzen.
Die Herausforderung beim Flow-Prinzip
Das hört sich bis jetzt vielleicht banal und trivial an…
„Das ist doch easy! Ich ersetze also den Grundschritt mit ein paar Basicelementen und tanze den Grundschritt so selten wie möglich (oder nie), um mehr Tanzfluss zu genereieren, oder? E.A.S.Y!“
Seit Jahren beobachte ich aber, wie schwer sich viele unsere Kurteilnehmer*innen tun, dieses an sich simple Prinzip in ihr Tanzen zu integrieren und dann erst zu automatisieren.
Sie sehen zwar sofortige Benefits davon und wollen diesen Flow-Zustand unbedingt automatisieren, aber es ist eben nicht so leicht obwohl so simpel. Viele merken gar nicht, wie oft sie tatsächlich den Grundschritt als alleinstehendes Element unbewusst tanzen.
Das macht aber den Unterschied auf der Tanzfläche aus.
Je eher wir das Prinzip von Basic Flow bewusst trainieren und in unser Tanzen gezielt integrieren, desto eher können wir andere (attraktive) Aspekte von unserem Tanzen angehen.
Ein ganz liebes Pärchen aus Deutschland kam zu uns nach Graz, um an ihrer Haltung und „Look“ mit uns zu arbeiten. Sie hatten allerdings keinen Flow in ihrem Tanzen, das wiederum wie eine Handbremse und eine ständige Regenwolke für ihr Tanzen gewirkt hat.
Wir haben in diesen Tagen ca. 80-90% der gesamten Zeit nur an ihrem Tanzfluss gearbeitet und wie durch ein Wunder, ihr Look, ihre Haltung und Aufrichtung wurden automatisch besser.
Durch mehr Tanzfluss wurden ihre Körper viel weniger (bis gar nicht mehr) verkrampft und unentspannt.
Sie haben die Bass-Spur in ihrem Tanz entdeckt – der Knopf ist aufgegangen!
Auf diesem soliden und sicheren Fundament des „Basic Flow“ konnten wir uns dann viel effektiver und schneller der Haltung und dem Look widmen. Ansonsten hätten sie gar keine Basis und keine Ressource dafür, da sie immer wieder in dasselbe Muster verfallen wären.
Ein anderes Pärchen hat am Ende der Privatstunde geweint (er hat zuerst zu weinen begonnen), weil sie durch das Konzept vom Basic Flow auf einmal einander entdeckt, gesehen und wahrgenommen haben. Sie sind sich dadurch viel näher gekommen.
Das war eines meiner schönsten Unterrichtserlebnisse. Ich bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke und das war vor vielen Jahren.
Fazit und eine Chance
In den letzten Monaten haben wir in der Academy sehr viele Online Zoom-Coachings unterrichten dürfen und in mindestens 80% der Fälle war Flow ein großes Thema. Als wir das zuerst angegangen sind, haben weitere Bereiche automatisch davon profitiert und wir konnten sie dann effizienter trainieren.
Man kann den Flow im Tanzen mit einer Art gewünschten Autopilot betrachten.
Wenn wir durch den automatisierten Basic Flow den Druck von den Leaders Schulter nehmen, wirkt sich das auch auf die Follower entspannend aus.
Alles flutscht einfacher, leichter und unkomplizierter.
Der Druck komplexe und ach so raffinierte Figuren tanzen zu müssen schwindet und es stellt sich eine gewisse Sicherheit und Souveränität ein. Das habe ich so oft beobachtet und ich sage dir – schon das Beobachten von so einem „Flow-Tanzpaares“ ist ein Genuss. Und erst wenn man es selber spürt und nicht nur beobachtet… Huiiii!
Wenn du es so weit im Artikel geschafft hast, hast du wahrscheinlich eine Idee bekommen, wie wichtig dieser… na… Flow ist. 😉
Gerade deswegen ist FLOW!! auch der allererste Intensive Workshop mit Begleitung, den wir in dem Memberbereich unserer Social Dancing Academy veröffentlichen. Alles beginnt mit einem richtigen Flow…
In diesem Intensive werden wir jeden Tag eine neue Schicht bzw. Stufe vom FLOW! entdecken und unseren Tanzfluss Schritt für Schritt aufbauen.
Dieser 5-Tage-FLOW!-Crashkurs beginnt am 02. September und ist nur für die aktiven Mitglieder der Academy (kostenlos) zugänglich.
Und wenn du noch kein Mitglied bist, dann weisst du was zu tun ist. 😉
Hier erfährst du mehr darüber!
Snow war gestern. Heute heisst es: Let it flow, let it flow, let it flow… 🙂
Dance And Make A Difference