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Die 2 Wege zum Erfolg im Social Dance

Manche von uns tanzen bereits 10 Jahre lang und werden im Tanzen nicht merklich besser. Anderen jedoch tanzen nur seit 1,5 Jahre und trotzdem besser als die zuerst erwähnten. Wie ist das möglich?

Die naheliegende Antwort ist – Talent. Die einen haben es, die anderen nicht.

Auch wenn ich diese Antwort prinzipiell nicht als falsch bezeichnen würde, wäre sie mir zu einfach. Oder nicht vollständig genug… Unsere Erfahrung hat uns gezeigt, dass es noch zwei andere Fragen gibt, die beantwortet werden müssen.

In erster Linie geht es nicht um die Dauer und das Zeitfenster, in dem eine Fähigkeit erlernt wurde, sondern um die Anzahl der effektiven Tanzstunden.

Wie viele Tanzstunden hat man verbracht? Das wäre die erste Frage…

Dann kommt der zweite wichtige Punkt: WIE hat man diese Stunden im Tanzen verbracht – im Training (Üben/Unterricht nehmen) oder im Social (auf der Tanzfläche).

Wahrscheinlich fragst du dich jetzt, welche der beiden Optionen für dein Tanzen wichtiger wäre, oder? Oder drehst du gerade den Film zurück und versuchst zu analysieren, was davon hast du mehr gemacht…?

Die Antwort wirst du nicht mögen – man braucht eine gesunde Balance von beiden Methoden – Practice UND Social!

Nichts Neues, gell?
Kann sein, dass du gehofft hast, ich würde dir eine Formel oder ein Rezept geben, mit dem das Ganze viel schneller als bei allen anderen geht, damit du im Vorteil bist.

Na ja, die Sache ist eben genau die, dass die Mehrheit genau das nicht macht, so einfach und logisch es klingt – sie verbringen nicht genug effektive Zeit auf der Tanzfläche oder im Unterricht bzw. Training. Ende der Geschichte.

1. Weg – Übe bewusst!

Ich habe über bewusstes Training bereits geschrieben und dessen Vorteile erkundet.
In Kürze geht es dabei darum, dass du möglich fokussiert und konzentriert an einem spezifischen Aspekt von deinem Tanzen arbeitest. Du müsstest nur diese eine Sache isolieren, an der du arbeitest und sie dir durch Drills, Spezialübungen und langsames und bewusstes Wiederholen aneignen, bis sie sich natürlich und intuitiv anfühlt.

Und das machen die meisten nicht.. Die meisten hören dort auf, wo es nicht mehr ganz angenehm ist. Genau dort aber beginnen die „Tanzmuskeln“ zu wachsen. 😉

Wenn du dich verbessern willst, musst du dich mit Unbequemen bequem machen!

Nächste Sache, die viele missverstehen –

Du brauchst fürs Üben keinen Partner!


Es ist zwar eine sehr praktische Ausrede, warum man gerade nicht üben kann, aber ich muss dich entweder enttäuschen oder dir eben mit dieser Information Freude machen – du kannst sehr viel alleine machen.

Wenn es sich um die Basics handelt (Timing, Haltung, Grundbewegung, Isolationsübungen) steht uns der Partner sogar im Weg. Die zweite Person lenkt uns oft ab und macht die Verbesserung nicht immer leichter. Fokussiert und konzentriert ist die Devise. Das können wir oft am besten, wenn wir alleine sind, nicht wahr? Zumindest mir geht es so.

Ein Beispiel aus unserem engsten Tanzkreis ist unser Neuzugang im Team – Elisabeth Raunig, unsere West Coast Swing Expertin. Sie hat bereits seit längerem keinen fixen Partner, nimmt aber trotzdem (oder gerade deswegen) ziemlich erfolgreich an vielen WCS Competitions teil und verbessert sich ständig.

Möglich, dass das Ganze mit einem Partner schneller gehen würde, aber die Tatsache ist, dass sie es ganz ohne sehr weit geschafft hat. Sie übt auch alleine, wo und wie sie nur kann, um besser zu werden. Das ist nur eines der vielen Beispiele, die uns zeigen, was tatsächlich den Erfolg im Erlernen dieser wunderbaren Disziplin ausmacht, die wir Social Dance nennen.
Also hier noch einmal in einem Satz die Quintessenz:

Du solltest möglichst oft alleine an einer spezifischen Bewegung arbeiten, sie aus dem Tanzkontext isolieren und sie oft und ganz langsam wiederholen, bis sie dein Körper in sein eigenes Bewegungskonzept aufsaugt und annimmt.

Wie lange aber?

Manchmal lange – leider…

Durch das Üben bringst du deinem Körper das neue Normal bei.

Das dauert länger, als es uns allen lieb ist. Es bleibt uns aber auch lange erhalten. 😉
Deswegen ist es essentiell, so lange an einer Bewegung zu arbeiten (üben), bis sie intuitiv wird. Bis sie ein Teil unserer eigenen Reflexe und Instinkte wird.

Die Lösung – Mikroübungen!

Das sind kurze Sessions (bis zu 5 Minuten), in denen wir an etwas arbeiten und uns in dieser kurzer Zeit einem Bewegungskonzept voll und ganz widmen. Es ist viel effektiver, öfter (jeden Tag?) 2 Minuten an einer Bewegung zu arbeiten, als 1 Stunde lang einmal die Woche.

Nicht irgendeine Art von Training führt zum Erfolg – perfektes Training führt zum perfekten Ergebnis.

Wenn du über eine Stunde lang an einem Minikonzept arbeitest, wirst du den Fokus verlieren und wieder anfangen in die alten Muster zu fallen. Versprochen!

Mache aber das Gleiche nur 5 Minuten lang, dafür aber sehr konzentriert. Dann solltest du eine Pause machen – eine Stunde, ein paar Stunden, einen Tag, du entscheidest… Dann wieder ran ans Training. Damit konditionierst du deinen Körper, dass er die Bewegung in seinen normalen Ablauf aufnimmt. Damit musst du nicht mehr daran denken. Es wird trotzdem (oder gerade deswegen) beim Social Dance funktionieren. 😉

2. Weg – Tanze unbewusst!

Wenn du social tanzen gehst, ist es wichtig, das umzusetzen, was du geübt hast. Klar, oder?
Gleichzeitig solltest du aber auch einfach Erfahrungen sammeln und deine Instinkte und Reflexe schärfen. Tanz-Kilometer zu sammeln hilft, um das Wohlgefühl auf der Tanzfläche immer weiter zu vergrößern.

Du solltest dabei den Prozess genießen und dir nicht zu viele Gedanken über die Technik und so Zeug machen müssen. Ja, das meine ich ernst.

Auf den Socials (=Tanzabenden)  selbst stehen der Spaß und die Freude, das Miteinander und vor allem der Moment im Vordergrund!

Die Gedanken über eine spezifische Bewegung stehen dir nur im Weg. Ich weiß, das sagt sich so leicht…

Deswegen eben gehören diese zwei Wege zusammen –

Practice mindfully – dance mindlessly!

Ein wunderbarer Gedanke, den ich von Brandi Tobias, einer WCS Legende, habe.

Wenn du bewusst übst, solltest du alle Konzentration und Fokus in diese eine Richtung richten und wenn du tanzen gehst, solltest du einfach du sein, mit allem, was du bis zu diesem Moment gelernt hast.
An dem Abend, an dem du tanzen gehst, wirst du beim Tanzen selbst höchst wahrscheinlich nichts mehr Neues erlernen. Es ist an diesem Abend wichtig, dich der Musik und deinem Partner zu widmen.

Dafür musst die bewussten Gedanken über irgendwelche Moves loswerden. Sie stehen deinem Spaß und Genuss nur im Weg.

Tanzen ist eine Kunstform. Ja, auch Social Dance, meiner Meinung nach. Der Moment, in dem Kunst kreiert wird, besteht aus vielen Faktoren, die in diesem Moment zusammenfallen. Technik ist aber etwas, woran der Künstler in diesem Moment nicht nachdenkt. Die bringt er im Vorfeld mit. Oder eben nicht, wenn er oder sie nicht genug geübt und gelernt hat. 😉

Fazit

Im Grunde ist es einfach:

du übst möglichst oft alleine (aber kurz), wobei du deinen Körper auf ein neues Normal konditionierst und sammelst die Social Dance Kilometer, bei denen du deine Sinne und Reflexe schärfst und einfach Spaß hast.

Wenn du den Social Dance nicht genießen kannst, weil du mit deinem Tanzen unzufrieden bist, sei dir gesagt, dass du an diesem Abend dies nicht verändern kannst.
Wenn du mit deinem Tanzen unzufrieden bist, dann musst du dich einfach mehr dem ersten Weg der Strategie widmen, dem bewussten Üben.

Damit du eben die Tanzabende genießen kannst und Freude und Gelassenheit an deine PartnerInnen ausstrahlen kannst.

Sie wollen keine Perfektion von dir. Sie wollen einfach dich spüren und selbst gehört und gesehen werden. Das können wir aber oft nicht ganz, wenn wir mit unseren Problemen und Baustellen beschäftigt sind.
Also, ich gebe die die Erlaubnis, an den Tanzabenden selbst nicht über die Technik und korrekte Ausführung zu denken! 😉

Diese Energie widmest du bitte aber den Menschen, mit denen du die Zeit auf der Tanzfläche (und abseits) verbringst, in dem du mehr auf sie schaust und dich von ihnen inspirieren lässt. Das macht die Tanzfläche (und die Welt) sicherer und angenehmer für alle Beteiligte.

Practice mindfully – dance mindlessly,

Dance And Make A Difference