In diesem Beitrag widme ich mich einer Disziplin, die ich mit großer Begeisterung immer wieder analysiere, erforsche und neu probiere: das Lernen! Nach dem Fertiglesen wird man einen klarererereren Überblick haben, was alles beim Tanzenlernen mit einem passiert und wie man die Herausforderungen erkennt, annimmt und das beste daraus macht. Es besteht eine sehr nicht kleine Möglichkeit, dass du diesem 4-Phasen Lern-Prozess schon mal begegnet bist.
1. Unbewusste Inkompetenz
2. Bewusste Inkompetenz
3. Bewusste Kompetenz
4. Unbewusste Kompetenz
Das erstes Mal, als ich dies gesehen habe, habe ich mir sofort gedacht, wie genial diese Zusammenfassung ist. Ich konnte auch jede Phase wahrlich nachempfinden. Beschreiben wir kurz diese Phasen und legen wir sie gleich auf das Tanzen um:
Unbewusste Inkompetenz
Ich habe keine Ahnung, was ich noch nicht weiß. Wir wandern durch die Welt ohne zu wissen, welch tolle Sachen sie uns bietet, wenn wir nur willig wären, sie zu erkennen, akzeptieren und dann auch zu erlernen. Zum Beispiel: Wir wissen oft nicht, dass es andere Bereiche in einem Tanz gibt, die den selben Tanz in einem komplett anderen Licht erscheinen lassen. Oder wir wissen gar nicht, dass uns überhaupt ein anderer Tanzstil sehr begeistern könnte. Das erfahren wir in der Tanzschule mit unseren TänzerInnen immer wieder. Oder, wir wissen oft nicht, dass uns das Erlernen von einer spezifischen Technik in dem jeweiligen Tanz weiterbringen könnte. Hier ist die Rolle des Unterrichtenden besonders wichtig, um bei der Gruppe eine gewisse Neugierde zu erwecken und ihnen zu erklären, warum es wichtig ist, sich dieser neuen Herausforderung zu stellen. Sie zu motivieren.
Bewusste Inkompetenz
Die Erkennung. Der Ursprung. Das ist der Gewinner von allen vier Phasen. Die wichtigste von allen. Hier erkennen wir, was uns zu einem noch besseren Tänzer oder Tänzerin machen könnte… Wenn wir es nur lernen (wollen) würden 😉. Und das ist eigentlich an sich der leichtere Part. Man weiß ja schon, was man dafür tun müsste, oder? Es klingt so einfach und logisch, aber unsere Erfahrung zeigt, dass in dieser Phase das meiste Potential steckt. Ein gefühlvoller Tanzlehrer ist hier besonders gefragt, denn es geht darum, die ersten Lernhürden zu bewältigen ohne sich „falsche“ Bewegungsgewohnheiten anzueignen. Die sind später schwer wegzubekommen. Es muss nicht alles perfekt sein, aber die groben Umrisse sollten schon klar sein, damit die Übung später auch ohne TanzlehrerIn klappt. Damit wir den Erfolg aus dem Kurs auf die Tanzfläche mitnehmen können.
Bewusste Kompetenz
Der Erfolg. Wir haben die Fähigkeit erlernt, wir wissen, wie es geht, aber müssen uns noch kognitiv anstrengen, um die erlernte Bewegung auszuführen. Wir müssen immer noch konzentriert bleiben. Die kleinste Ablenkung bedeutet, dass man „draußen“ ist. Das ist die „gefährlichste“ Phase beim Lernen. Nur zu oft hört man hier auf, daran zu arbeiten, dass die Bewegung, die man lernen will, auch automatisiert wird. Man glaubt, ich hab´s! Nein, hast du nicht! Du weißt nur, wie es geht und du kannst es auch ausführen (was ein guter Anfang ist) aber du HAST es noch nicht. Du besitzt die Bewegung noch nicht. Das kommt erst in der nächsten Phase. 😉 Besonders gut zu erkennen ist diese Phase dann, wenn man zwar die Figur kann, sobald sie der Tanzlehrer ansagt, sie aber bei einem Tanzabend nicht mehr abrufbar ist. Der Schlüssel in dieser Phase ist es, die Bewegung möglichst oft auszuführen. Das heißt auch, diese möglichst oft außerhalb der Tanzfläche zu visualisieren, im Kopf durchzugehen und bei Möglichkeit auch wirklich täglich üben. Das ist die Phase in der wir am Ende einer Kursstunde das Gefühl haben, dass wir es können, um dann Woche später draufzukommen, dass wir eigentlich keine Ahnung haben, was letzte Woche passiert ist. Klingt das vielleicht bekannt? 😉 Und da ist die Geschicklichkeit der unterrichtenden Person gefragt. Sie müsste genug den TänzerInnen genug Übungszeit lassen aber erkennen, dass es doch irgendwann auch weiter gehen soll. Es ist für den Tanzlehrer sehr herausfordernd. Die einen wollen einfach nicht so viel üben (aus verschiedensten Gründen), die anderen mögen die Figur vielleicht nicht so sehr, die dritten können es noch nicht ganz und die vierten wollen einfach neue Figuren lernen. Und der Tanzlehrer muss die „Bundespräsidentenfunktion“ ausführen und alle vereinen. 😀
Die bewusste Kompetenz trainiert man am besten während eines dedizierten Übungsabends (Perfektion, Practice, Practica).
Unbewusste Kompetenz
And the winner is…. Jetzt erst hast du es! Das ist die Phase, wo die erlernte Bewegung uns zuerst sehr leicht fällt und sogar nach weiterem Üben sie zu einer zweiten Natur geworden ist. Das ist der Gral! Das macht dann auf der Tanzfläche besonders viel Spaß. Mit einem kleinen „Schönheitsfehler“, dass es nicht ganz leicht ist, es bis zu dieser Phase zu schaffen. Aber so viele TänzerInnen können es bestätigen: es zahlt sich so was von aus! Es gibt so viele Lebensbereiche, die daraus profitieren können, wenn wir es „bis zum Schluss“ schaffen. Wir fühlen uns so viel besser und wertvoller. Wir strahlen es auch aus und somit beeinflussen unsere Umgebung positiv.
Es heißt aber trotzdem nicht, dass du die Bewegung, die es in diese Phase geschafft hast nie wieder vergessen wirst. Leider… Sorry, deine Euphorie zu zerstören. 😀 Aber mit einer schnellen Wiederholung (es reicht, wenn du dir das Video vom Kurs nur anschaust) ist es gleich wieder voll da. Und das wieder für eine längere Zeit. 😉 Jetzt kannst du wieder euphorisch sein. 😉 Es ist soooo spannend, immer wieder Neues zu erfahren, Interessantes zu erlernen und sich und seine Fähigkeiten damit weiter zu entwickeln.
Die Neugierde ist etwas Wunderbares, sage ich dir.
Wir erkennen zwei große Gruppierungen im Social Dance:
1. Die Nur-Kursgeher-Und-Zu-Mehr-Komm-Ich-Nicht-TänzerInnen2. Die Ich-Habe-Genug-Gelernt-Jetzt-Ist-Zeit-Zum-Üben-TänzerInnen. Siehe unten für die dritte Gruppe 😉
Zu den Ersten…
Ich kapiere es… Echt! Manchmal ist man einfach froh, dass man es überhaupt zu Kursstunde einmal oder sogar öfters die Woche schafft. Oft hat man einfach Zeit, dann auch noch zusätzlich am Abend Tanzen zu gehen? Was ist mit Kindern? Dem Job? Ich muss früh aufstehen…oder sonstige Hürden, die sich auftun. Dazu verlinke ich auf einen tollen Artikel von Salsaland.de mit den Tipps für tanzende Eltern.
Wie gesagt, ich verstehe die Herausforderungen. Ich sage ja auch nicht, dass man jede Woche drei Mal tanzen gehen muss. Können schon natürlich, aber müssen nicht. Es ist essentiell auch die Zeit mit dem freien Tanzen zu verbringen, damit das Gelernte noch mehr Sinn macht, oder? Manche wollen einfach mit ihrem Partner oder Partnerin etwas Gemeinsames unternehmen, und dann gehen sie einmal die Woche in den Tanzkurs. Diese Erfahrung kann, meine Meinung nach, um Einiges intensiviert werden, wenn man dann noch diesen weiteren Schritt geht und z.B. ein Mal im Monat rausgeht und einfach tanzt. Es zahlt sich auf mehreren Ebenen aus. Wirst du es versuchen? Oder wirst du es einfach tun? 😉 (der vorige Artikel)
Es ist ideal, wenn die Tanzschule oder Studio, wo man lernt, eine Art Übungsabend oder Ähnliches anbietet. Das ist die perfekte Brücke zwischen dem Tanzkurs und einem freien Tanzabend. Das bewirkt Wunder für unser Lernen. Ohne Übertreibung! Man hat eine gewohnte Umgebung (wenn es in der gleichen Location ist, wo man sonst lernt), gewohnte Gesichter, den Tanzlehrer, den man kennt und auch nach einem Tipp fragen kann. Außerdem fühlt man sich weniger beobachtet, weil alle anderen auch mit sich beschäftigt sind – nämlich mit dem Üben des Erlernten. Dann kann man sich auch noch so nett mit den Gleichgesinnten unterhalten und austauschen. Also ein Gesamtpaket! 😀 Das sehen wir jeden Freitag bei uns in der Tanzschule und freuen uns jedes Mal, dass wir so eine Oase des positiven Austauschs in unserem Haus haben. 😀
Zu den Zweiten…
Das kapiere ich auch. 😉 Manchmal ist man einfach mit dem dauernden Input überfordert. Es ist ja nicht so, dass man sonst keine Informationen im Alltag inhalieren muss. Vor allem in der heutigen Zeit. Dann auch noch dieser Blog. Mein Gott, man wird von allen Seiten „befüllt“. Es ist nur verständlich, dass man eine Pause vom Tanzkurs einlegen will. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden. Da ist aber ein Hund versteckt – man kommt dann selten zurück zum Lernen, bzw. eignet sich Gewohnheiten an, die auch hinderlich sein können. Man lehnt sich in seiner Komfortzone zurück und tanzt immer die gleichen Figuren in der gleichen Reihenfolge und macht die gleichen Fehler auch noch… „Macht-Nichts!-Mir-Reicht-Das!“-Einstellung. Die Erweiterung der Komfortzone ist essentiell, um unsere Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Wieder auf mehreren Ebenen.
Die Dritten sind für mich die coolsten Kids. 😀
Das sind TänzerInnen, die ständig Neues Lernen, üben, Tanzabende besuchen, den Prozess genießen und versuchen, sowohl den Kurs als auch die Übung zu genießen. Meine Verbeugung! Ich bin stolz auf euch! Leicht ist etwas anderes. Aber ihr bleibt trotzdem dabei, wachst aus der Komfortzone hinaus und erweitert sie damit. Ein Hoch auf euch! 😉 Mir ist bewusst, dass ich etwas subjektiv bin, weil wir eine Art Lerninstitut führen. Man könnte meinen, ich mache nur Propaganda für unsere Tanzschule oder Ähnliches.
Wenn ich Propaganda (was für ein unsympathisches Wort) mache, dann für Tiefe und Spaß am Leben! Unser Weg dorthin ist mit dem Social Dance. Und wir haben sooooooo viele auf unserem Weg getroffen, die den Spaß, viele bedeutungsvolle Momente, das Genießen des Augenblicks, den intensiven Kontakt mit anderen Menschen und die Leichtigkeit des Seins in ihrem Leben direkt oder indirekt mit dem Tanzen verbinden.
Und noch etwas, Conny und ich gehen diese vier Phasen des Lernens jeden Tag durch… Auf mehrererereren Ebenen. 😀
Wir lernen auch dauernd etwas Neues im Social Dance. Entweder in den Tänzen, die wir schon mehr oder weniger beherrschen oder in neuen Tänzen, die wir neu beginnen. Dann kommen wir wieder zurück zu den Tänzen, die wir vielleicht etwas vernachlässigt hatten und siehe da, wir haben irgendwie dort auch einen Fortschritt gemacht! Meine Erklärung dafür ist, dass man sich nicht nur in einem spezifischen Bereich entwickelt, sondern auch generelle Fähigkeiten trainiert, die dann in unterschiedlichste Richtungen positiv wirken. Das strahlt auch auf andere Ebenen des Lebens aus.
Eine Hand wäscht die andere und am Ende haben wir auch saubere Füße. 😀Ich würde meinen:
Aufhören zu lernen heißt, aufzuhören gut zu sein.
In diesem Sinne wünsche ich dir viel Neugierde, damit du neue Sachen entdeckst, die dein Leben vielfach bereichern werden. Ich wünsche dir auch viel Kraft und Ausdauer, um es immer wieder und noch öfter bis zur 4. Phase zu schaffen. Und am Ende wünsche ich dir viel Gelassenheit und die Leichtigkeit des Seins, um den Weg der Entwicklung bis zur 4. Phase auch zu genießen. 😀 Sehr nicht wenig wichtig, hehe! Was meinst du dazu? Kannst du diese Lernphasen nachempfinden? Bleibst du in einer der genannten Phasen stecken? Oder hast du andere Tipps? Ich bin ja offen zu lernen, schon vergessen? 😀Go out,
Dance & Make A DifferenceP.S. Ich habe angefangen zu zählen, wie viele Smileys ich pro Beitrag setze. Dann aber schnell aufgehört, bevor es mir schlecht geworden ist. 😀 Oooops… noch einmal