Der heutige Beitrag dreht sich um das etwas verwirrende Thema „Ladies First“! 🙂
Mehrere Missverständnisse kreieren sogar in der heutigen Zeit noch den einen oder anderen peinlichen Zwischenfall. Besonders im Tanzen, bei einem Ballbesuch oder auch im Alltag kommt es oft zu einer Fehlinterpretation dieser weit verbreiteten und begehrten „Floskel“.
Was meint man denn eigentlich mit „Frauen zuerst“?
Zuerst in die Rettungsboote? Zuerst durch die Tür? Zuerst begrüßen?
„Ladies first“ kann durchaus nicht überall angewendet werden. Abgesehen davon ist Höflichkeit eine Angelegenheit des Herzens und bedingt Feingefühl in einer zwischenmenschlichen Begegnung, die nie aus starren Regeln besteht.
Dennoch gilt die Frau im gesellschaftlichen Leben noch heute als ranghöher. Im Gegensatz dazu zählt im beruflichen Kontext gänzlich die berufliche Hierarchie und nicht mehr die Zugehörigkeit zu einem Geschlecht. Doch was ist mit „ranghöher“ überhaupt gemeint. Generell stellt man sich die Frage, wer der „schutzbedürftigere“ in der Gesellschaft ist – der- oder diejenige, die aus geschichtlichen oder auch evolutionären Gründen mehr Aufmerksamkeit „bedingt“ und „hofiert“ wird.
Demnach wird auch noch heute die schwere Tür vom Mann aufgestemmt, der Weg durch das Vorausgehen oder auch bei Stiegen Hinterhergehen beschützt, in den Mantel geholfen, der Sessel gleichgerückt und die Dame eingehängt über die Tanzfläche geführt.
Dennoch – und jetzt kommt der Punkt, der mir in diesem Artikel wichtig ist, kommt die Dame nicht immer zuerst.
Geht ein Pärchen eine Stiege hinunter, geht der Herr voraus, verlässt das Paar eine Lokalität, betritt auch er zuerst das unbekannter Terrain – um nur zwei kleine Beispiele zu nennen. 😉
Und genauso ist es beim Begrüßen. Natürlich wird der/die „Ranghöhere“ zuerst begrüßt – jedoch verbal. Der/die „Ranghöhere“ darf dann entscheiden, ob es zum Handgruß oder gar zu einem Bussi-Bussi kommt.
Vor allem aber kommt es beim Begrüßen darauf an, jeden Menschen – egal ob Mann und Frau – wertzuschätzen. Besonders bei gleichen „Hierarchien“ steht heutzutage das Feingefühl mehr im Vordergrund als ein starres Regelwerk.
Es gilt, keinen Menschen unnötig in Verlegenheit zu bringen – deswegen dieser Artikel und eine Schilderung von einer Situation anbei, die Dado und ich seit Jahren und vor allem in der Ballsaison des Öfteren erleben…
Dado und ich “ kämpfen“ uns durch das Getümmel in den Gängen des Ballgeschehens. Er brav voraus, um mir den Weg zu ebnen und zu verhindern, dass ich oder auch mein Kleid von einer Zigarette, einem unachtsamen Rempler oder einem ausgeschütteten Getränk verletzt werden.
Es kommt uns ein Bekannter entgegen. Dado begrüßt ihn freundlich – wohlgemerkt noch immer im Getümmel, links und rechts umgeben von Massen an Menschen – streckt ihm die Hand entgegen und lächelt ihn an. Der Entgegenkommende möchte natürlich höflich sein und vor allem gutes Benehmen an den Tag legen. Er weist die Hand von Dado mit den Worten „Ladies first“ zurück, drängt an Dado vorbei und streckt mir freundlich die Hand entgegen, die ich natürlich mit einem Lächeln ergreife.
Was ist da schief gelaufen? Hat das jemand erkannt?
Nachdem uns diese Situation nicht nur am Ball, sondern in der Stadt, bei politischen Empfängen, bei privaten Feierlichkeiten und sogar im Geschäftsleben wöchentlich passiert, war es mir ein Anliegen, dieses Vorgehen auch einmal öffentlich zu hinterfragen.
Benimmregeln oder besser gesagt Umgangsformen sind nicht dazu da, um einfach befolgt zu werden. Sie sollen den wertschätzenden Umgang unterstützen und deswegen verstanden werden, um auch richtig eingesetzt werden zu können.
In oben geschilderten Situation ist so einiges schief gelaufen, weil die Floskel „Ladies First“ in diesem Fall falsch verstanden wird.
1.) Generell gilt heutzutage vor allem in gleicher „Hierachie“:
Wer zuerst sieht grüßt zuerst (verbal)
2.) Die zweite wichtigste Regel der Wertschätzung ist:
Eine gereichte Hand, weist man nicht zurück.
Wie fühlt sich nämlich der Mann (= Mensch), der offen und herzlich jemanden begrüßt, um dann zurück gewiesen und mit „Ladies First“ ignoriert und gemaßregelt zu werden.
3.) Wenn man schon die Etikette genau befolgen möchte, gilt es abzuwarten, inwieweit die Dame den Gruß durch einen Handschlag oder Bussi-Bussi vertiefen möchte. 😉
Somit reicht man ihr die Hand nicht, sondern wartet, ob sie auf einen zukommt.
Dieser Artikel soll auf keinen Fall eine Maßregelung sein, sondern vielmehr an das Feingefühl appellieren, den menschlichen Umgang mit Herz zu gestalten!
Diejenigen, die Ladies First in dem genannten Fall verwenden, meinen das überhaupt nicht respektlos oder unhöflich – ganz im Gegenteil! Es wird nur einfach falsch verstanden… mir geht es darum, das Thema aus einer anderen Sicht zu beleuchten und den Hinweis zu geben, über die Handlungen – auch wenn sie in bester Absicht sind – nachzudenken.
Nachdem wir nun viele, viele Jahre immer wieder diese Situation erleben, war es besonders mir ein Anliegen, auch einmal die Seite der Herren zu schildern, die mit ausgestreckte Hand stehen gelassen werden, damit die „Lady first“ begrüßt werden kann.;-)
Natürlich bin ich wie immer sehr auf eure Meinungen und Erfahrungen gespannt.
Geht es anderen Pärchen auch so?
Wie empfindet ihr das?
Herzlichst,
eure Conny
Foto: Zaubermomente Fotografie