Es ist üblich und war immer schon modern (!), sich am Ende des Jahres einen Überblick über das vergangene Jahr zu verschaffen.
Schön!
Das machen wir jetzt aber nicht! 😀
Nein?
Nein!
Wir überblicken viel mehr als nur ein Jahr!
Ach sooooo… Wie jetzt?
Na ja, es ist wieder an der Zeit, ein paar Meter zurück zu treten, damit wir uns das gesamte Bild von dem Social Dancing anschauen können.
Dadurch hat man eine bessere Vorstellung über den Weg, der hinter und noch vor einem liegt. Und natürlich sieht man besser seinen IST-Zustand.
Das schadet nie!
Oft „versehen“ wir uns in dem Hier und Jetzt, sodass wir dadurch manchmal die Gesamtstrategie übersehen.
Gesamtstrategie? Brauche ich eine Strategie? Ich möchte ja nur ein Mal die Woche mit meiner Freundin tanzen…
Kannst ja eh… 😉
Braucht man aber unbedingt eine Strategie im Social Dancing?
Nein!
Ist der Prozess leichter mit einer Strategie?
JA!!!
Alles klar…
Du musst dir jetzt keine Sorgen darüber machen. Es klingt komplizierter, als es ist. Bleib kurz bei mir. Das Ende wird dir gefallen. 😉
Werfen wir mal einen etwas anderen Blick auf diese sogenannte Social Dance Strategie als bis jetzt. Oder nennen wir es einfach „Zugang“. Es klingt etwas weniger förmlich und technisch.
Es gibt allerdings ein Wort, das in den bisherigen Artikel viel zu wenig vorgekommen ist und trotzdem sehr unseren Zugang zum Tanzen im Generellen geprägt hat:
Ganzheitlich!
Wir sind der Meinung, dass ein ganzheitlicher Zugang in allem, was man so betreibt, sehr hilfreich für einen selbst und für seine Umgebung sein kann.
Sprich, dass man nicht nur effizient, sondern auch effektiv in dem ist, was man gerade macht.
Ein Holzarbeiter kann z.B. sehr schnell im Sägen und Schlägern sein (effizient). Aber wenn er im falschen Wald Bäume umschlägt, ist das nicht sehr effektiv, oder?
Ähnlich ist es im Social Dance.
Man sollte zumindest einen ungefähren Überblick behalten, ob man im richtigen „Wald“ unterwegs ist. 😉
Das ist aber nicht immer selbstverständlich, auch wenn es zuerst etwas banal klingen mag.
Man könnte z.B. verschiedenen Bereichen im Leben/Tanz gewisse Konten zuteilen, die alle zu einem Gesamtkonto führen. Das Gesamtkonto ist nur dann positiv, wenn alle einzelnen Konten positiv sind.
Was jedoch sehr oft (fast bei uns allen) passiert ist, dass ein oder zwei Konten im extremen Plus und andere wieder maßlos überzogen sind.
Im Leben nennt man das neuerdings Work-Life-Balance. Oder eben Dysbalance…
Z.B. jemand ist beruflich extrem erfolgreich, aber sein privates Leben leidet sehr… Oder umgekehrt.
Das Gesamtkonto ist trotzdem im Minus, egal wie „reich“ man auf einem einzelnen Konto sein mag… Es zählt die Gesamtrechnung.
Deswegen ganzheitlich…
Im Social Dance ist es genauso. Man sollte sich allen Bereichen des Tanzens entsprechend widmen, um den Gesamtprozess als positiv zu „bewerten“.
Wenn wir im Social Dance einen ganzheitlichen Zugang pflegen, dient der Tanz unserem Leben und nicht umgekehrt.
Was verstehe ich aber unter ganzheitlich?
Das sagt sich so schnell: „Auf allen Ebenen…“
Welche Ebenen meine ich aber konkret?
Für mich besteht der Social Dance aus zwei Gruppen der Ebenen: der tänzerischen und der menschlichen/sozialen Ebene.
Die tänzerischen Ebenen des Social Dance :
(nur schnell aufgezählt und ohne bestimmte Reihenfolge)
-Bodymovement-Skills
-Führen/Folgen-Ebene
-Fußtechnik
-Connection-Skills
-Musikalität (Timing & Interpretation)
-Floorcraft (Raumgefühl auf der Tanzfläche)
-Ausdruck/Charakter/Styling
Die menschlichen/sozialen Ebenen des Social Dance:
-Körperliche Ebene (Kondition, Koordination & Kraft)
-Gesundheitlicher Aspekt des Social Dance
-Persönlichkeitsebene (Kopf, Geist & Seele)
-Ebene der sozialen Interaktion (die eigene Wirkung auf die Umgebung und umgekehrt)
Wenn ich vom ganzheitlichen Zugang spreche, dann meine ich diese zwei Gruppen mit allen ihren Unterebenen.
Gar nicht so wenig eigentlich. Es passiert schnell, dass man das eine oder das andere mal vernachlässigt. Keine Frage…
Laura Riva hat in einem der letzten Artikel von ihrem wundervollen Blog „Dancing Grapevine“ über die Überedukation der TänzerInnen geschrieben. Ein fantastischer und sehr lesenswerter Artikel, by the way.
Es geht darum, dass es auch passieren kann, dass man den Tanz zu technisch betrachten und damit die Essenz der Sache verpassen könnte. Oder natürlich auch anders herum – man achtet zu sehr auf den Flavour und Feel des Tanzstiles und zu wenig auf die Technik. Und und und…
Social Dance kann manchmal auf uns wie ein Dschungel wirken, in dem man nicht mehr weiß, worauf man sich konzentrieren soll und wo eigentlich der Pfad ist, der uns in die gewünschte Richtung führt.
Alles zu seiner Zeit
Das sage ich immer, wenn mich die Leute mit Fragen bombardieren, deren Antworten noch nicht in ihrem Tanzkosmos aufgenommen werden können.
Im Social Dance ist es wie in der Landwirtschaft – du bereitest den Erdboden vor, du säst, pflegst den Boden und die Pflanzen, du wartest geduldig, bis die Frucht reif ist, und dann erntest du.
Es gibt keine Abkürzungen!
Es gibt Hilfsmittel. Ja! Die Frucht wird vielleicht ein wenig schneller reif, oder sie fällt größer aus. Aber es gibt keine wirkliche Abkürzung.
Alles braucht seine Zeit…
Mit anderen Worten – Es hilft dir insgesamt nicht, die 25te Figur zu lernen, wenn du die ersten 4-5 Basic Elemente nicht wirklich beherrschen kannst. Wenn das Fundament, auf dem das Haus steht, wackelig ist. Der Aufbau des Fundamentes soll seine Zeit bekommen. Und Widmung.
Wenn man es ganzheitlich betrachtet…
Aber wenn es dein Ziel ist, möglichst schnell zum Silberkurs oder Intermediate Level zu kommen, damit du es im Facebook posten kannst, ist das auch eine Möglichkeit.
Das sehen wir allerdings als Gegenteil von ganzheitlich. 😉
Somit bedeutet das auch gleichzeitig (das klingt ja verwirrend ähnlich zu ganzheitlich 😀), dass man darauf achten sollte, gewisse Bereiche nicht komplett auszulassen, obwohl man sich gerade auf einen Aspekt fokussiert. Das passiert uns allen nämlich immer wieder. Es geht vielmehr darum, die verschiedenen Aspekte richtig zu dosieren.
Die Sache ist die, dass man die Erde auch vor der Saat konditionieren und vorbereiten muss, damit wir höhere Chancen einer guten Ernte bekommen.
So viele Metaphern, ich weiß… Ich kann mir nicht helfen…
Konkret: ich bin der Meinung, dass man in jedem Tanz, alle seine Ebenen berücksichtigen sollte, allerdings verändert sich die Dosis der einzelnen Ebenen an das jeweilige Tanzlevel angepasst bzw. zu den verschiedensten Zeiten. Alles somit mit Maß und Ziel eben.
Lass mich dir ein Beispiel nennen:
Bei einem Neueinsteiger liegt der Hauptfokus auf dem Rhythmus des spezifischen Tanzstiles und auf den Basis Schritten sowie Drehungen. Dennoch heißt es nicht, dass man komplett und zu lange auf die Führung, Haltung, Styling oder auf das berühmt berüchtigte Gefühl („Flavour“) im Tanzen verzichten sollte!
Sondern die Dosis z.B. im Unterricht wird vermehrt auf den Hauptfokus und zu einem geringeren Teil auf die anderen Bereiche gelegt.
Mit fortgeschrittenem Level verschiebt sich dies dann…
Leider sehe ich zu oft, dass sich die TänzerInnen nur einer spezifischen Ebene im Tanz widmen und alle anderen vernachlässigen. Dies führt meist zu einer Dysbalance.
Wer ist denn für die Balance im Social Dance zuständig?
Meiner Meinung nach stehen ganz weit vorne die Instruktoren der jeweiligen Stadt bzw. Szene. Sie haben die Verantwortung, die Schüler auf all diese Ebenen vorzubereiten und diese dann im Unterricht nach bestem Wissen zu dosieren und richtig aufzubereiten, damit man den Inhalt auch aufnehmen und konsumieren kann.
Du gibst einem 6 Monate alten Baby ja auch keine ungeschälte Banane in die Hand, damit es essen kann, oder?
Wenn der Instruktor z.B. nie auf den Ausdruck und den Charakter des Tanzstiles Wert legt, besteht eine große Chance, dass seine KursteilnehmerInnen den Tanz steril und sehr (Schritt)technisch betrachten. Damit würde eine wichtige essentielle Note in dem Ganzen komplett verpasst werden.
Aber natürlich liegt es auch an dem Schüler, wie er oder sie in weiterer Folge mit dieser Aufbereitung umgeht, aufnimmt und interpretiert.
Also ganzheitlich…
Das ist für mich das magische Wort, das hinter unserer Unterrichtsphilosophie steht.
Und auch hinter unserer Lebensphilosophie…
Denn das Leben ist ein Tanz, wie das Motto unserer Tanzschule lautet. 😀
Dieser Zugang hat uns geholfen, immer wieder unseren Weg durch den besagten Dschungel zu finden.
Und es hilft natürlich auch, das Gleiche für unsere KursteilnehmerInnen zu bewirken.
Dieser ganzheitlicher Zugang unterstützt uns im Bestreben, dass der Social Dance dem Mensch und seinem Leben dienen soll und nicht umgekehrt.
Der Tanz wird vom Menschen kreiert und soll wiederum dem gleichen Mensch und seiner Umgebung förderlich sein.
Der Tanz ist meiner Meinung nicht dazu da, um „heilig gesprochen“ zu werden. Wie alles im Leben, so ist es auch hier sehr ratsam, die Regeln für sich zu hinterfragen und diesen nicht blindlings einfach und immer zu folgen.
Alles verändert sich und somit verändert sich auch der Tanz ständig.
Denn.. auch die Lehrer lernen ständig dazu und verändern manchmal ihren Standpunkt. 😉
Der ganzheitlicher Zugang ist ein Zugang, in dem man sich alle Säulen von dem Tanzstil selbst aber auch die Gründe dafür und die Wirkung auf den Mensch ansieht. Das WAS und WIE sind wichtig, aber genauso auch das WARUM und WOZU.
Was wollen wir mit unserem Tanzen für uns und unsere Umgebung bewirken?
Was wollen wir mit unserem Tanzen bezwecken?
Es ist nicht tragisch, wenn du noch keine Antwort auf diese Fragen hast.
Aber wenn du es schon soweit in diesem Artikel geschafft hast, könnte tatsächlich die Gefahr bestehen, dass du diesem ganzheitlichen Zugang etwas abgewinnen kannst. 😉
In diesem Fall ermutige ich dich, nach den Antworten auf diese zwei Fragen zu suchen. Je länger du schon im Tanz bist, desto wichtiger wäre es, diese Antworten zu kennen – finde ich. Desto mehr befindest du dich im ganzheitlichen Modus… Und der Tanz dient dir und deinem Leben…
Es kann sein, dass dir dieser Text zu philosophisch und kompliziert klingt. Du willst ja wahrscheinlich einfach nur ein wenig tanzen, deinen Spaß haben und alles nicht zu ernst nehmen. Willkommen im Club. Das Gleiche will ich auch!
Wenn du aber den Social Dance ganzheitlich betrachtest, bekommt dieser Spaß einen soliden Nährboden, auf dem er weiter wachsen kann.
Durch die Auseinandersetzung mit diesem Thema wird das Tanzen nicht mehr so sehr von äußeren Faktoren abhängig sein. Oder zumindest viel weniger…
Überhaupt wird die Suche nach den Antworten auf die oben gestellten Fragen schon viel für dich und dein Tanzen bewirken.
Und selbst wenn nicht, kenne ich keine Tätigkeit, mit der man schöner und lustiger Kalorien und Zeit verbrauchen kann. 😀
Das alles ist aber nur meine Meinung. Ich würde sehr gerne wissen, was du unter einem ganzheitlichen Zugang zum Social Dance verstehst. Habe ich etwas ausgelassen? Bist du vielleicht einer anderen Meinung? Tob dich im Kommentar-Bereich aus. 😉
Find your why,
Dance And Make A Difference