Da eine Angina immer noch an meiner Gesundheit und Stimme knabbert, gibt es wieder einen Artikel statt eines Tanz-Vlogs… Ich habe es ein bisschen zu schreiben vermisst.;-)
Also…
Ich bereue sehr wenig bis gar nichts in meinem Leben, aber diese eine Sache… Ich sag´s dir, sie lässt mir keine Ruhe…
Was es ist?
Fehlende Tanzübungsstunden!!!
Du fragst dich vielleicht, ob du das richtig gelesen hast… oder ob ich es vielleicht falsch geschrieben habe. Wie kann das denn sein? Ein Tanzprofi, der nicht übt? Wie geht das?
Tja, jetzt habe ich uns geoutet und ich bin absolut nicht stolz drauf.
Es gibt Leute, die darauf stolz sind, mit wie wenig Aufwand, sie so und so viel geschafft haben. Echt?
Hier geht es mir nicht um pure Effizienz – das Notwendigste zu tun, um zur nächsten Aufgabe zu ziehen. In diesem Artikel geht es um unser Potential, das wir alle mit uns tragen und wie wir es ausschöpfen könnten…
Oder eben nicht…
Ein Gedanke mal vorweg:
Talent kommt und geht, aber die Arbeitsmoral ist etwas, das für alles kompensieren kann und es schlussendlich auch tut.
Aber ziehe bitte noch keine voreiligen Schlüsse! Ich erkläre dir gleich, wie das bei mir bzw. uns trotzdem funktioniert… oder gerade deswegen?
Warum üben wir (Conny und Dado) nicht?
Wie die meisten unsere Leser wissen, führen Conny und ich eine relativ große Tanzschule in Graz (2 Standorte, 6 Tanzsäle, 50 Mitarbeiter), mit der wir auch relativ viel beschäftigt sind, wie man sich das vorstellen kann. Da bleibt nicht viel Zeit zum Üben.
Aber halt! Das ist keine Ausrede!
Das war vom Anfang an unsere bewusste Entscheidung – wir haben unseren Unterricht und die Community immer an erster Stelle gesehen und dann erst unser eigenes Tanzen. Diese Entscheidung bereuen wir bis heute nicht!
Diese Herangehensweise hat uns so viel zurückgegeben, dass wir uns kaum vorstellen können, wie wäre es geworden, hätten wir unseren Fokus wo anders hin gerichtet…
Für uns sind unsere Shows und Choreografien immer schon „nur“ ein Beiprodukt unseres Tanzunterrichts gewesen. Und für geht ist das völlig in Ordnung.
Aber wir haben im Prozess unseren Workaround um diese Problematik des Übens geschaffen!
Learning per Teaching – Learning per doing!
Learning per Doing – das übliche Sprichwort, das prinzipiell aussagt, dass praktisches Üben essentiell ist, wenn man eine Fähigkeit lernen bzw. beherrschen will… Stimmt ja!
Die nächste Schwierigkeitsstufe (mMn) wäre aber Learning per Teaching!
Das ist das, was eigentlich Conny und ich tagtäglich „betreiben“ und eigentlich auch einer der Schlüssel unseres Tanzerfolges bis heute ist.
Wenn Conny und ich ein Bewegungskonzept an unsere Kursteilnehmer weitergeben, entsteht dabei ein Parallelprozess, bei dem dieses Konzept fast ein Teil von unserer DNS wird. Diese intensive Art und Weise, mit der wir uns mit dem jeweiligen Thema beschäftigen, vertieft unser körperliches und auch kognitives Verständnis über das Thema.
In dem wir einen (Tanz)Lernstoff vermitteln, generieren wir gleichzeitig ein gewisses bewusstes profundes Verständnis über die Materie. Etwas, das ich eben Learning per Teaching nenne – eine sehr intensive Art zu lernen.
Wir setzen uns mit aller Arten der Bewegung auf eine ganz andere Art und Weise auseinander als wir das tun würden, wenn es nur um unser eigenes Tanzen gehen würde.
Es ist deutlich tiefer und mehrschichtiger, finde ich…
Und wir unterrichten praktisch täglich über mehrere Stunden und das seit etwa 15 Jahren. Da sammelt sich einiges an „Übungszeit“.
Das freie Social Dancing hilft natürlich sehr, dieses erlangte Tanzwissen in Tanzroutine zu „verwandeln“, es zählt aber nicht wirklich zu den Übungseinheiten…
Und reicht das?
Es kommt drauf an für was… Wenn du die internationalen Showbühnen „unsicher“ machen willst und dein Ziel ist, zu den besseren Performer auf dieser Ebene zu gehören, dann NEIN, dafür reicht dieser Zugang nicht!
Dafür muss schon mehr Kommittent her…
Das ist eben die Entscheidung, die wir damals getroffen haben. Uns war es (damals und heute) wichtiger, die Tanzschule und die Community rundherum aufzubauen, als selber möglichst die besten Tanzversionen von uns selbst zu werden. Diese Community hat uns viel mehr an Erfüllung zurückgegeben.
Unser Fokus war ein anderer. Und das ist auch ok…
Aber diese Stelle juckt mich trotzdem immer wieder… Was wäre wenn?
Was wäre passiert, hätten wir viel mehr an unserem eigenen Tanzen gearbeitet, statt damit beschäftigt zu sein, das Leben anderer Menschen mit dem Tanzen zu „berieseln“?
Hmmm…. Eine schwierige Frage… aber mittlerweile eine unwichtige und irrelevante Frage für mich… Man muss ja nicht alle Fragen beantworten können. 😉
Fakt ist,
ohne Übung und mit viel Talent kommt man trotzdem nur so wenig weit…
Vor kurzem habe ich eine Dokumentation über Michael Jordan gesehen, laut vielen Experten der größte Basketballer aller Zeiten. Das Interessante an seiner Geschichte – besonders talentiert war der Mensch nicht, als er jung war. Es gab einige Spieler, die talentierter waren. Aber niemand konnte so viel trainieren wie er. Das war auch sein Credo – niemand wird mehr trainieren als ich!
Dieses Mindset überschreibt und überwiegt jedes (auch nicht vorhandenes) Talent.
Würde ich mir wünschen, dass Conny und ich mehr Zeit mit unserem eigenen Tanzen verbracht hätten?
JA!
Die Frage ist nur um welchen Preis? Zu welchen Sachen hätten wir dafür NEIN sagen müssen, um das zu erreichen? Auch eine schwierige Frage…
Fazit
Jede (auch unbewusste) Entscheidung hat ihre Konsequenzen.
Das sollten wir uns immer vor Augen halten. Vor allem dann, wenn wir die Schuld auf andere übertragen, wenn z.B. eine Bewegung beim Tanzen nicht geklappt hat. Wir zeigen so schnell mit dem Finger auf andere… und unser Unterbewusstsein sucht Gründe und Ausreden, warum wir nichts dafür konnten, um unser Ego zu schützen.
Zu selten fragen wir uns aber davor oder während dessen, ob wir selbst wohl alles erdenkliche getan haben, dass es dazu gar nicht kommt… Und öfter als man sich zugeben würde ist das auch der Fall – wir hätten es in der eigenen Hand gehabt!
Ich will hier aber nicht Schwarz malen oder dich für alles beschuldigen, was du je getan oder nicht getan hast… Auch wenn es danach aussieht…;-)
Ich wünsche nur allen Menschen, dass sie öfters eine bewusste Entscheidung FÜR etwas treffen und sich auch deren Konsequenzen bewusst werden.
Mann kann zwar nicht alles haben aber viel geht sich immer aus. 😉
Was für ein Gedanke!
Es ist nur die Frage, was uns das „kosten“ wird… An Zeit, Bequemlichkeit, Energie, Stolz, Ego, Geld oder sonst eine andere „Lebensvalute“…
Ich kann mit meinen Entscheidungen gut leben. Und wenn das nicht mehr der Fall sein sollte, weiß ich, dass es hauptsächlich in meiner Hand liegt, dies zu ändern.
Du auch? 😉
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