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Wieso wir volle Tanzkurse haben (wollen)?

In unserer Tanzschule bekommen wir von unseren TänzerInnen viel Feedback – meistens positives (Gott sei Dank ☺).
Aber einer der häufigsten Punkte, der nicht so positiv angeführt wird, ist:

„Bei euch sind die Kurse so voll.“

In diesem Artikel möchte ich auf dieses empfindliche Thema eingehen und unsere Sicht der Dinge darstellen. Es gibt durchaus für uns wichtige Gründe für die bewusste Entscheidung dafür. ☺
Aber zuerst möchten wir unsere Dankbarkeit ausdrücken… gegenüber all jenen Menschen, die unserem Einsatz vertrauen und immer wieder zu unseren Kursen kommen. Gegenüber all jenen Menschen, die uns schon lange begleiten und helfen, die richtigen Wege zu finden.
Nicht zu vergessen gilt der Dank besonders auch unserem Team, das mit uns gemeinsam an diesen Wege glaubt und diesen konstant und mit sehr viel Einsatz jeden Tag beschreitet. Wir sehen den Status quo auf keinen Fall als selbstverständlich und arbeiten mit unserem ganzen Herzen, der Energie und der Liebe daran, unser Projekt zu verbessern.

Wir sind jeden Tag zutiefst dankbar dafür, dass wir überhaupt diese Entscheidungsmöglichkeit haben!

Es heißt ja SOCIAL Dance

Fangen wir mit einem banalen Beginn an – SOCIAL Dance.
Nicht COMPETITIVE Dance, nicht SCIENTIFIC Dance, nicht PERFECTIONIST Dance – sondern einfach SOCIAL Dance.

Sprich, die soziale Komponente ist der wichtige Faktor hier. Das Gesellschaftliche

Drehen wir den Film einige Jahrzehnte zurück.
Zu den Jahren, in denen der Gesellschaftstanz vielerorts DIE Freizeitbeschäftigung der Gesellschaft war. Die Tanzsalons waren gerammelt voll. Dementsprechend waren die Tanzschulen und deren Tanzkurse auch super voll. Das eine geht mit dem anderen Hand in Hand.

Die Eltern von Conny erzählen uns immer wieder, wie sie damals in ihrem Jugendkurs mit 50 Paaren in einem 130 m2 Raum getanzt haben, und es einfach toll gewesen sein soll. Damals.
Ich fange jetzt aber nicht mit dem an: „Damals… da war alles besser…“
Versprochen!

Die Zeiten haben sich inzwischen geändert. Vor allem gab es zwischen damals und jetzt einen Zeitraum, in dem das Tanzen nicht so modern war, in dem sowohl die Tanzschulen als auch die Tanzsalons leerer und seltener besucht waren. Aber die paar wenigen TänzerInnen auf der Tanzfläche haben genug Platz und Aufmerksamkeit bekommen!
Conny erzählt immer wieder von dieser Zeit am Anfang ihrer Tanzkarriere. Noch heute schwingt bei ihr das Gefühl von halb leeren Tanzkursen oder Tanzveranstaltungen nach. Die Energie im Raum wurde eben nicht potenziert.

Früher war man einfach viele Menschen beim Tanzen gewöhnt. In der Zeit dazwischen gewöhnte man sich an mehr Platz…

Wir können uns noch an den Anfang unserer Tanzschule erinnern, an dem sehr oft Paare angerufen haben, ob der Kurs wohl wie angekündigt stattfindet.
Ja, wir wollten, dass diese stattfinden und dafür haben wir auch viel getan… manchmal sogar Familie, Freunde und Bekannte überredet und eingeladen, nur damit die Konstanz und Stimmung im Kurs erhalten bleibt. Denn die Begeisterung und Freude der Menschen brauchen unserer Erfahrung nach Konstanz und kontinuierliche Qualität.
Es gibt eben immer ein Pro und ein Kontra. In allem, was wir tun.

Durch die Belebung der „alternativen Tänze“ wie Salsa, Kizomba, Bachata, Swing, Tango Argentino und neuerdings auch West Coast Swing in Europa und natürlich auch durch verschiedene Tanzformate im Fernsehen erlangte der Tanz wieder einen Aufschwung. In dieser Zeit (2007) eröffneten wir auch unsere Tanzschule. Wie passend. 🙂

Unser Wunsch war es damals wie heute, dass wir das, was der Tanz für uns bewirkt, mit vielen anderen teilen dürfen. Und wir wollten Veranstaltungen schaffen, die als Plattform für diesen Austausch dienen. Damit der Tanz, egal welcher Stil auch außerhalb der Ballsaison (in Österreich ist das ein Begriff ☺) IN ist.

Es war uns ein Bedürfnis, den TänzerInnen eine solide Basis zu bieten, um sowohl in Graz internationales Flair und weltbekannte TänzerInnen kennenlernen als auch im Ausland in anderen Tanzcommunitys relativ stressfrei mittanzen zu können.
Nur da beginnt der Teufelskreis.

Was braucht die Tanzcommunity?

Die Tanzmöglichkeiten in Lokalen benötigen viele Menschen, um für alle Beteiligten auf Dauer eine interessante (und für die Locations, Musiker, DJs etc. halbwegs lukrative) Beschäftigung zu sein.
Eigentlich sind es noch mehr Menschen als man denkt, denn man muss ja mit einberechnen, dass nicht jeder immer, überall und kontinuierlich zu Tanzveranstaltungen gehen kann. 😉

Jeder weiß, wie sich eine Party anfühlt, die erst am Beginn ist. Es fängt schleppend an, und erst wenn sich der Raum gefüllt hat, hat es das Potential, eine tolle Party zu werden. Nicht, dass es keine kleinen tollen Partys geben kann. Im Gegenteil. Aber ein großer Raum mit vielen TänzerInnen, die alle ihre Schwingungen weiter tragen,  ist eben etwas sehr Magisches und Einzigartiges.
Diese Energie ist ansteckend!

Wieso ich das alle erzähle?

Wie am Anfang geschrieben, das eine geht Hand in Hand mit dem anderen.
Wenn man eine große Tanzcommunity in der Stadt möchte, „müssen“ viele Leute tanzbegeistert sein. Tanzbegeistert ist man meist dann, wenn man eine gewisse Art von Sicherheit hat, die oft durch tänzerisches Können (z.B. in einem Kurs  😉) oder durch die Umgebung von Gleichgesinnten erlangt wird.
Darüber hinaus haben wir die Erfahrung gemacht, dass es viele Leute gibt, die sich erst daran gewöhnen müssen, mit vielen Menschen um sich herum zu tanzen und sich auch noch dabei wohl zu fühlen.
Lernst du das Tanzen in einem kleinen intimen Kurs, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass du dich bei einer großen Tanzparty mit vielen Leuten unwohl fühlst und das zweite Mal erst gar nicht hingehst.
Das wäre echt sch…..ade… 😀

Auch unsere Tanzlehrer fühlen sich in einem belebten Kurs deutlich wohler – vor allem in großen Räumen. Wegen der besagten Stimmung und Potenzierung der Energie. Die Raumgröße hat einen besonderen Einfluss auf die angenehme Gruppengröße.

Wie ist es aus der Sicht eines Lernenden?

Wie gesagt, es gibt Pros und Kontras für alles.
Die meisten unseren Leuten in den Kursen schätzen genau diese Energie und die Lebensfreude, die in einem belebten Kurs aufkommt.
SOCIAL eben…

Viele schätzen die Kurs – Kontinuität, die durch viele Menschen und trotz Stornierungen, Erkrankungen etc. auch in den höheren Kursen gegeben ist. Pro Jahr fallen vielleicht ein oder zwei Kurse aus – wenn überhaupt…

Wir finden auch, dass es sehr wohl Sinn macht, in Raumverhältnissen Tanzen zu lernen, die auf die ähnliche Art und Weise in den Tanzclubs oder auf den Bällen herrschen. Damit hast du die beste Voraussetzung, überall und immer Spaß und Freude am Tanzen zu haben.
Ich werde nie vergessen, als ich bei einem großen Grazer Ball ein Pärchen beobachtet habe, die sicher 4-5 Mal gescheitert sind, mit dem allerersten Schritt des Englischen Walzers zu beginnen. Er wollte nämlich jedes Mal mit einem großen (sehr eleganten aber für Bälle extrem unpraktischen) Anfangsschritt zur Seite beginnen und hat jedes Mal ein anderes Pärchen gerammt. Der Beobachtung nach war es für diese beiden (und für die gerammten Pärchen 😉 ) sehr frustrierend – zumindest war der Gesichtsausdruck danach.

Aber natürlich gibt es auch dafür Grenzen… Ich gebe zu, wenn z.B. sehr sehr viele Leute in einem Tanzkurs sind, kommt das Feedback des Tanzlehrers zu kurz. Keine Frage.

Wir tun immer unser Bestes, diese Situationen zu vermeiden und/oder sie mit einem zusätzlichen unterstützenden Content (Videos, passende Artikel), Kurswiederholung bzw. zusätzlichen Assistenten und Übungszeit oder persönlichen Einsatz außerhalb des Kurses zu kompensieren.

Denn, wir sind zuerst Lehrer und dann alles andere (Unternehmer, Arbeitgeber, Tänzer, Performer, ewige Schüler…).
Und was ist das Wichtigste für einen guten gewissenhaften Lehrer?
Richtig – dass seine Schüler den Lehrstoff bestmöglich umsetzen und Erfolg dabei haben!

Für uns kommt noch eine wichtige Sache dazu…
Dass das Leben unserer Kursteilnehmer durch den Tanz(Unterricht) auf mehreren Ebenen bereichert wird. Es geht uns nicht „nur“ darum, dass die Leute einfach Tanzen lernen. Uns geht es mehr um einen ganzheitlichen Zugang zum Tanzen und was es alles für unser Leben tut. Und da kommt diese SOCIAL-Komponente sehr gelegen. 😉

Die Wirtschaftskomponente

Ob du es glauben magst oder nicht, unsere wichtigsten Entscheidungen, die wir in der Tanzschule getroffen haben, waren NICHT finanziell getrieben.
Alle unsere Events oder andere Projekte haben in erster Linie die Förderung des Tanzes im Allgemeinen im Fokus.

So mancher Berater oder Beobachter hat schon mit dem Kopf geschüttelt, als wir wieder einmal uns gegen die Wirtschaftlichkeit und FÜR die Vision entschieden haben.
Natürlich ist dabei der finanzielle Faktor nicht unwichtig, denn das ganze „Werkl“  soll ja auch am Leben bleiben. Es soll eine halbwegs gesunde Plattform bekommen, auf der es weiter gedeihen kann.

Dennoch wollen wir, dass der Tanz für viele Menschen offen bleibt. Es soll keine Luxusbeschäftigung werden, die sich nicht mehr viele leisten können.
Deswegen ist es uns wichtig, ein gutes Preis Leistungsverhältnis zu schaffen – aber auch „öffentliche“  Gruppenkurse nicht exquisit zu gestalten. (-> denn dafür gibt es Privatkurse)

Sehr viel kleiner Kurse hätten unter all den hier genannten Aspekten eine deutliche Preissteigerung zur Folge. Es ist ja nicht so, dass wir nicht schon oft und immer wieder darüber nachdenken. Allerdings haben bis jetzt mehr Gründe FÜR diese Art von Projekt gesprochen, wie wir es jetzt führen.

Auf der anderen Seite ist es uns wichtig, auch unsere Tanzlehrer und unser gesamtes Team entsprechend zahlen zu können, denn die meisten geben nicht nur ihre Arbeitszeit sondern ihre ganze Leidenschaft, ihre Herzlichkeit und vor allem Begeisterung weiter.
Nicht wenige leben sogar hauptberuflich davon. Geschweige von den Investitionen, die ein Tanzlehrer oder auch Tanzschule in die persönliche Weiterentwicklung steckt, um sowohl als Tänzer als auch als Lehrer immer das Beste geben zu können.

Ein weiterer Faktor liegt auch in der Erhaltung des Wohlfühlortes. Wir finden es sehr wichtig, dass auch das Ambiente stimmt – angefangen mit der Sauberkeit.
Und last but not least muss bei der Wirtschaftskomponente natürlich erwähnt werden, dass es einen administrativ, steuerlich und rechtlich zu erfüllenden Teil gibt, der leider auch in verschiedensten Entscheidungen eine Rolle spielt.

Jetzt kommt noch ein wichtiger Faktor dazu… Bereit dafür?
OK….. Pass auf, jetzt kommt´s…

Die Zeiten haben sich geändert!

Ich weiß, das sagte ich bereits! Was heißt das aber dieses Mal?
Es heißt auch, dass die Erwartungen der Menschen bezüglich Tanz & Co um einiges gestiegen sind.
Es soll ein Holzboden sein. Klimatisiert soll der Raum sein. Aber natürlich gut und nicht irgendwie klimatisiert – denn es darf ja nicht zu sehr ziehen oder so…
Eine ordentliche Bar mit hoch qualitativen Drinks soll es geben.

Erwünscht sind natürlich eine hoch qualifizierte Lehrkraft bzw. am besten zwei. Ein guter DJ oder eine qualitativ hochwertige Band sind natürlich selbstverständlich.

Nicht irgendeine Location tut es mittlerweile.
Heutzutage ist es Standard geworden, dass (vor allem die größeren) Tanzveranstaltungen in den besten Locations der Stadt stattfinden, die sogar mehrere Tausend Euro pro Abend kosten.
Vorbei sind die Zeiten, wo sich die TänzerInnen mit irgendwelchen Kellerlokalen und kleinen Bars zufrieden gegeben haben, nur damit sie zum Tanzen kommen.
Ich habe in diesen Zeiten zum Tanzen begonnen. Weine ich diesen Zeiten nach? No way!!!

Social Dance ist durch diese Weiterentwicklung zugänglicher und populärer geworden wie kaum in den letzten 50 Jahren. Und das finde ich einfach Klasse!

Aber das kommt mit einem Preis!
Es muss sich irgendwie ausgehen. Es muss eine Balance gefunden werden, dass dieser neue sehr hohe Standard auch langfristig hält.

Conny und ich (und unser ganzes Team) schöpfen extrem viel Energie und Inspiration aus der Begeisterung unserer Tanzcommunity, die mit dem Social Dance ihr Leben gestaltet.
Geben und Nehmen eben…
Wow, das war ja fast poetisch… ☺

Unsere Erfahrungen der letzten 20 Jahren zeigen, dass bei den meisten Menschen die Gruppengröße beim Lernen nicht einen allzu großen Unterschied macht, wenn man es ganzheitlich betrachtet.
Es kommt eher darauf an, ob man überhaupt für einen Gruppenunterricht geeignet ist, ob das richtige Level gewählt wurde, und die Unterrichtsart zu einem passt.

Diese Faktoren sind natürlich in jeglicher Art von Gruppenkursen schwer zu verändern, aber sehr wohl in einem Privat- oder Individualunterricht leichter zu beeinflussen. 😉

Fazit

Zurück zu unserem Hauptthema – (zu) volle Kurse…
Es ist unsere bewusste Entscheidung, große, volle Kurse zu unterrichten aus all diesen in diesem Artikel genannten Gründen. Und speziell aus dem zuerst genannten Grund – es soll eine belebte Stimmung aufkommen. Das ist der Beginn und damit auch das Ende! SOCIAL Dance eben!

Gleichzeitig setzen wir aber auch die Obergrenze der Teilnehmeranzahl für jeden Kurs sehr bewusst fest, damit das System nicht kippt. Klar.
Diese Entscheidung beinhaltet die Raumgröße, die Tanzart, das Level und natürlich den Unterrichtenden bzw. die Erfahrungen, die wir bereits gemacht haben.

Aber da gibt es auch ein paar entscheidende Fragen, die sich viele, die diese vollen Kurse nicht mögen, nicht stellen:
„Bin ich für eine Gruppenstunde überhaupt geeignet?“
„Habe ich vielleicht eher ein Problem mit meinem Partner oder meiner Partnerin als mit den anderen Leuten um mich?“
„Fühle ich mich generell wohl in größeren Gruppen?“
„Mag ich überhaupt fremde Menschen um mich herum?“

All das soll zuerst beantwortet werden, bevor man die Aussage schiebt:
„Der Kurs ist zu voll!“

Denn dafür gibt es ja auch Alternativen – Privatunterricht bzw. Privatkurse! 😉
Diese werden oft gewählt, um ganz nach den eigenen Vorstellungen zu lernen.

Für uns persönlich gibt es noch viele Gründe für diese sehr bewusste Entscheidung wie z.B. den Anspruch nach möglichst hoher Flexibilität und Kulanz bei Kursstornierungen etc.
Wir sind sehr, sehr dankbar, dass wir nicht nur diese Entscheidung leben dürfen, sondern dass uns auch so viel TänzerInnen in unserer Profession und Erfahrungen vertrauen! DANKE DAFÜR!

Es blutet uns jedes Mal das Herz, wenn wir einen Tänzer oder eine Tänzerin nicht mehr im gewünschten Kurs aufnehmen können. Auch das entscheiden wir ganz bewusst, um die Unterrichtsqualität zu schützen, denn wir wissen natürlich, auch für uns ist irgendwann einfach Schluss! 😀

Zum Abschluss noch etwas zum Nachdenken 😉

Stimmung zieht Stimmung an, Freude zieht Freude an, Kompetenz… du weißt schon

Du hast Hunger aber befindest dich in einer fremden Stadt und hättest einfach gerne etwas Gutes zu essen. Du siehst zwei Restaurants vor dir – eines ist sehr gut besucht, das andere ziemlich leer.
In welches gehst du rein? 😉
Alles klar?

Ich weiß sehr wohl in welches ich reingehen würde und weiß auch warum!
Und du…?

Be Social,

Dance And Make A Difference

P.S. Ein kleiner Nachsatz: Natürlich wollen wir die Unterrichtsqualität und unser Service ständig verbessern. Deswegen arbeiten wir bereits seit zwei Jahren intensiv an einem neuen Kurssystem, das diesen Herbst umgesetzt wird. 🙂
Ziel sind, die Situation weiter zu entspannen, weniger Stress und mehr Wohlgefühl zu schaffen und den Unterricht in jeder Tanzsparte (auch in Ballroom) auf das nächste Level zu heben. Wir sind schon sehr gespannt, was ihr dazu sagen werdet und hoffen, euch damit noch mehr Tanzspaß bieten zu können…