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Die Prinzipien der Improvisation im Social Dancing – Podcast Episode #45

4 Antworten

  1. Hier wiederhole ich gerne die Empfehlung, sich mit rollenfreiem Paartanz zu beschäftigen. Da geht es um die Prinzipien der Improvisation und Kommunikation und warum das eigentlich das die Norm und das Übliche ist, wie wir sie am Ende haben wollen. Insbesondere also auch, warum es sinnvoll ist, damit anzufangen und nicht mit den bisher üblichen „Regeln“, welche am Ende gar keine sind. Wo man also nicht über „erst lernen und dann brechen dürfen“ reden muss. Ich habe die Regeln gelernt, ich breche sie für euch. Das Führen und Folgen ist zunächst nicht nötig und wenn man das verstanden hat, dann ist Führen und Folgen ganz einfach.

    Ich habe höchsten Respekt vor eurer Arbeit und wie ihr versucht, die gängige Terminologie unter einen Hut zu bringen. Aus meiner Sicht bleibt es jedoch ein endloses tänzeln an der Grenze zur Wahrheit entlang, die man sich nicht traut zu übertreten, obwohl sie nur einen Schritt entfernt ist.

    Salsa: Ja, richtig erkannt, 123567 ist nicht das einzige, was geht – wussten wir aber aus den „Shines“ schon.
    Das Grundprinzip ist: 123567 ist überhaupt gar nicht das, was Salsa ist. Salsa ist von vorn herein schon alles, was möglich ist. 123567 ist nur eine Möglichkeit von sehr sehr sehr vielen. Nicht das ist die Norm, sondern alles andere.

    Nur weil man bisher das, worum es eigentlich geht, nie gelernt hat, heißt es nicht, dass man es nicht von Anfang an lernen kann. Dazu muss man halt nur den Unterricht grundlegend anders gestalten. Hat man das Prinzip der Improvisation verstanden, weiß man, dass Improvisation auf jeder Erfahrungsstufe möglich ist.
    Und nicht nur möglich, sondern auch sinnvoll.

    Nach wie vor ein Rätsel? Dann liegt es an der Angst, los zu lassen. Sich von etwas zu verabschieden, was man (zumindest bis zu gewissen Grenzen hin) perfektioniert hat und selbst an andere weitergibt. Klar ist es schwierig, anderen gegenüber einzugestehen, dass Dinge eigentlich anders sind, als man es gestern noch „gepredigt“ hatte. Aber hey, ihr predigt ja eh schon ständig davon, was „die meisten“ TänzerInnen falsch machen und damit zwingend auch „die meisten“ TanzlehrerInnen. Warum also nicht mutig an die eigene Nase fassen? 🙂
    Viel Spaß weiterhin 😉

  2. Weiters scheint hier ein grundlegendes Fehlverständnis durch, was Kommunikation und Führung betrifft.
    Das Führen ist eigentlich nicht das Sprechen und das Folgen ist nicht das Zuhören. Hier den Führenden den Wunsch nahezulegen, mehr „zuzuhören“, zeigt deutlich, dass hier was nicht verstanden ist. Das Zuhören ist grundledender Bestandteil des Führens, man kann nicht führen, ohne zuzuhören. Genauso wie man nicht folgen kann, ohne zu sprechen. Das Sprechen und das Zuhören sind grundsätzliche Tanz-Skills, welche mit der Rollenaufteilung nichts zu tun haben und auch nicht in unterschiedlichen Anteilen in die Rollen einfließen.
    Sorry, aber das ist auch keine Geschmacks- oder Meinungsfrage, sondern einfach nur Fehlverständnis bzw. Vermischung der verschiedenen Ebenen der Kommunikation.

  3. Was ich leider auch nicht besonders zielführend finde, ist diese Schwammigkeit im Bezug auf die Rollenaufgaben und insbesondere das Verunsichern von Menschen, die eigentlich bisher eine klare und sinnvolle Definition dessen hatten, was die Terminologie auch direkt nahelegt.

    Nämlich, wenn Führung nicht eindeutig ist, dann brauchen wir über Führung nicht zu sprechen. Entweder es gibt eine konkrete Vorstellung, die der eine hat und dem anderen kommunizieren möchte (oh, kommunizieren by the way, nicht manipulieren, aber das wissen wir ja 😉 ) und es ist möglich, sich hier anhand von Feedback zu verbessern. Oder es gibt keine bestimmte Vorgabe und man kann eben den „Raum“ gestalten, wie man es für sinnvoll hält. Dann wie gesagt, brauchen wir uns mit Rollen nicht herum zu schlagen.

    Improvisation mit Aufmerksamkeit einander gegenüber. Wir geben uns beide Raum zur Gestaltung, bzw. brauchen uns den Raum nicht zu geben, denn er ist ja schon da, wir nutzen einfach den Raum, der zur Verfügung steht.

    Wie war das Wort nochmal von eurem Umzug? Ah, ja, „Situationsflexibilität“, glaube ich. Es gibt entweder einen Plan – und der funktioniert, oder halt nicht – oder wir sind souverän im flexiblen Umgang mit der gegebenen Situation.

    Entweder wir tanzen mit Rollen und es ist klar, was dabei die Herausforderung ist – nämlich die nachprüfbar erfolgreiche Kommunikation eines Wunsches des einen an den anderen. Oder wir lassen einander Gestaltungsspielraum und dann gibt es eben keine verschiedenen Rollen. Es hat nicht einer mehr Gestaltungsrecht als der andere. Es haben beide das gleiche Recht, sich im gemeinsamen Gespräch mit ihren Ideen einzubringen.

    Und ja, in der Unternehmensführung ist Mikromanagement ja auch längst nicht mehr erwünscht, also dass „der/die ChefIn“ den MitarbeiterInnen genau vorgibt, was zu tun ist. Die Chefetage hat ihre Aufgaben und die Ausführungsschicht hat ihre Aufgaben, alle tragen mit ihren Skills bei und entscheiden optimaler Weise selbst über ihren Kompetenzbereich. Der Vergleich eines Unternehmens mit einem Tanzpaar hinkt jedoch wesentlich, da es sich beim Tanzpaar nun mal eben nicht um ein Chef/Mitarbeiter-Verhältnis handelt, sondern um zwei Team-KollegInnen, die weitest gehend die gleichen Skills haben und miteinander eine gemeinsame Aufgabe bearbeiten.

    Bitte also hier nicht den „Männern“ was vom hohen Projektmanagement zu philosophieren, denn genau das ist das, was quasi automatisch genau in die falsche Richtung führt und schädliche patriarchalische Strukturen unnötig fördert, statt ihrem Abbau beizutragen. Also nein, der Leader hat überhaupt nicht mehr Überblick, mehr Plan oder sonst was mehr auf der Tanzfläche zu überlegen, als der Follower. Die Tanzfläche ändert sich von Sekunde zu Sekunde. Da wird nicht groß was geplant und überlegt. Wir agieren auf der aktuellen Situation und zwar beide zu gleichen Teilen. Der Follower folgt nicht „blind“, sondern weiß selbst, welche Möglichkeiten potenziell zur Verfügung stehen und entscheidet auch selbst, ob und wie er/sie die Führungsinformation tatsächlich umsetzen wird. Das ist am Ende die einfache Wahrheit 😉

  4. Und last, but not least und sorry, aber das ist auch nicht wirklich Meinungssache, sondern Kenntnis der Musik. Es gibt das rhythmische Muster „123 567“ nicht in der Salsa Musik, das braucht man also auch niemandem einzureden. Es ist eine reine Interpretation und mehr auch nicht, das so genannte „Timing“ ist eine völlig künstliche und oberflächliche Struktur, welche man als „nicht ganz falsch“ über die Musik drüber gelegt hat. Das sieht (und hört) man nicht nur daran, dass anders rhythmisierte „Shines“ eben auch „Salsa“ sind (aber ich wiederhole mich hier, glaube ich, mal wieder…), sondern insbesondere auch daran, dass es dieses Muster ( = „Quick Quick Slow“) nicht nur in Salsa gibt. Deswegen gehört „123 567“ auch nicht zu den „Regeln, die man erst meistern muss, bevor man sie brechen darf“. Es ist weder der Anfang, noch das Ende. Es ist nicht falsch, aber richtig auch nicht, denn wir tanzen nicht zum Metronom, sondern auf Musik und da ist jedes Lied nun mal anders.

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